Dortmund. Im Dortmunder Schauspiel liefert der skandalfreudige Popstar der bildenden Kunst eine langatmige Performance im Bedeutungsleerlauf ab.

Da hat das Dortmunder Theater aber einen zweifelhaften Coup gelandet: Mit Jonathan Meese einen Popstar der bildenden Kunst an den Hiltropwall gelockt - und dann liefert der notorische Hitlergrußvorzeiger eine Performance ab, die an Ödnis nur schwer zu überbieten ist. Hier mischt sich ein aus dem Ruder gelaufener Kindergeburtstag mit einer leerlaufenden Provokationsmaschine rund um einen vollbärtigen Phrasendreschflegel. Der Titel „Lolita (R)evolution (Rufschädigenst) ~ Ihr Alle seid die Lolita Eurer Selbst“ ist ebenso willkürlich wie die Abfolge der Aktionen auf der Bühne.

Fast drei Stunden lang nahm Meese gemeinsam mit sechs Schauspielern des Ensembles das Premierenpublikum am Samstagabend in einer bedeutungsbefreiten Endlosschleife aus immer wieder neu variierten Blödsinnssätzen gefangen wie „Ich werde dieses Stück Stück für Stück absetzen“ oder „Ich werde im Teutoburger Wald eine Weltreise machen und die Alraune des Führers finden“. Das hat eine Weile lang eine gewisse Komik, die auf Dauer aber unweigerlich in Langeweile umschlagen wird. Auch die großartigen Bühnenbilder (die Meese genauso entworfen hat wie die Kostüme) nutzen sich im ständigen Austausch irgendwann ab.

Nabokovs „Lolita“-Roman aus der Wikipedia

Es hatte damit begonnen, dass die Mutter des gerade 50 gewordenen Künstlers auf den Eisernen Vorhang projiziert wurde, wie sie den Wikipedia-Eintrag zu Nabokovs „Lolita“-Roman vorliest – am viel zu späten Ende des Abends wird sie dann aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt und zum Mitspielen genötigt, auf dass sich zum Wechselbad der Gefühle zwischen Ekel und Ermüdung auch noch die Fremdscham geselle. Gewisse Folterqualitäten entwickelt der Abend allein schon durch das aberdutzenfache Anspielen des Rammstein-Songs „Sonne“. Der rasant kurze Schlussbeifall dürfte vor allem dem Durchhaltevermögen des Publikums gegolten haben. Und dann auch dem der Akteure auf der Bühne.