Dortmund. Dortmund, ohnehin an der Ruhr schon ein Zentrum für Gesang, setzt noch eins drauf. Diese Woche wird dort das „Vokalmusikzentrum“ eröffnet.
Es singt, klagen Kulturpessimisten nicht ganz zu Unrecht, ja niemand mehr. Und dann feiert Dortmund Freitag quasi das Gegenteil, indem es festlich sein „Vokalmusikzentrum“ eröffnet? Das ist mehr als nur ein Namensschild am Reinoldihaus. Das ist ein stolzer neuer Konzertsaal (330 Plätze), sind vier weitere Probenräume für kleinere Ensembles, 3000 Quadratmeter alles in allem. Also doch ein Boom singender Laien, denen ein Forum gegeben werden soll?
„Es gibt eine Zweiteilung: die, die total aktiv sind in Chören und Ensembles. Auf der anderen Seite wollen wir wieder mehr Menschen „locken“, sie zum Gesang zurückführen“, sagt Torsten Mosgraber. Er ist seit Januar Direktor des Zentrums, als Chef des Dortmunder Festivals „Klangvokal“ aber schon lange hier. Womit eine Klammer genannt wäre. Denn so sehr in diesen jährlichen Festwochen im Frühsommer Opernstars und Elite-Ensembles hier das Konzertpodium regieren, so eindeutig gipfelt Klangvokal im „Fest der Chöre“: 150 an der Zahl, 50.000 Menschen – Laien allesamt – werden diesen Juni erwartet.
Das Vokalmusikzentrum Dortmund will Laien unterstützen - und neue Sänger gewinnen
Aber da geht offenbar noch mehr: Das neue Zentrum will Schrittmacher sein, auch verlorenes Land und kulturellen Alltag zurückerobern. „Wir wollen Ansätze bieten, wie Familien oder Senioren wieder miteinander singen können. Auch Menschen mit Behinderungen sollen als Chorsänger gefördert werden“, sagt Mosgraber und nennt mit dem interkulturellen Gesang einen weiteren Schwerpunkt dieser Zukunftsmusik: „Das Weltmusikensemble ,Orpheus XXI NRW‘ wird ans Haus gebunden. Die Formation bilden Flüchtlinge aus Syrien und dem kurdischen Bereich der Türkei.“ In Planung sei gleichfalls ein Tag zu „Stimmkulturen der Welt“.
Wie sieht die praktische Arbeit aus? Grundsätzlich will das Vokalmusikzentrum für jeden Singenden ansprechbar sein und ist im Reinoldihaus als kundige Adresse nicht allein: Unter dessen Dach residieren die Chorverbände Dortmund und NRW, dazu die Sängerjugend NRW. Das Zentrum agiert mehr als nur lokal, bietet vor allem Workshops. „Der Fokus ist aufs ganze Land gerichtet“, sagt Mosgraber und nennt eine Kooperation mit dem Kita-Netzwerk NRW als Beispiel.
Sechs Jahre Vorbereitung brauchte es für das Zentrum. Es ist Teil der Kulturbetriebe der Stadt Dortmund, die die Kosten von jährlich etwa 250.000 Euro schultert. Der neue Reinoldi-Saal soll ab Herbst regelmäßig zum Podium internationaler Chöre. Mosgraber verspricht: „Wir werden exzellente Ensembles zu Gast haben!“
Reinoldistr. 7-9, 44135 Dortmund, Tel. 0231-5029996. montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr. Mail: info@vokalmusikzentrum.de