Essen. Die Beatles im Pott! Eine Revue im Aalto rollt die Zeiten noch einmal auf. Aber manches ist lähmend zäh und klischeehaft am Stück „Yesterdate“.

„Unsere Herzen schlagen gemeinsam in alle Ewigkeit. Wir sind Feuer und Flamme für immer, Kumpel wollen wir sein. Die schönste Zeche auf Erden bleibt immer Zollverein!“ Willkommen im Vorgestern.

Die schlagerselige Schunkel-Hymne auf die Essener Zeche Zollverein, klischeesicher getextet von Regisseurin, Ausstatterin und Sängerin Marie-Helen Joël und vertont vom musikalischen Leiter Heribert Feckler, setzt beim „Yesterdate“ im Aalto-Theater gleich zweimal einen vermeintlichen Höhepunkt. Das Liedchen schickt – von keinerlei Ironie beflügelt, die irgendwie zu erkennen wäre – als Revier-Antwort auf den Beatles-Klassiker „Penny Lane“ das Publikum in die wohlverdiente Pause.

Und nach rund 2,45 Stunden, nach einem fulminanten Beatles-Medley („Twist and Shout“, „Get Back“, „Back in the USSR“, „Rock’n Roll Music“) sorgt die Hymne als letzte Zugabe dafür, dass der Begeisterungspegel des Zuschauers auf dem Weg zur Garderobe fast wieder auf Normal-Null sinkt.

„Yesterdate“ im Aalto soll ein Rendezvous mit den „60ern“ sein. Vor der Pause ist es ein Desaster

„Ein Rendezvous mit den 60ern“ verspricht der von Joël und Feckler konzipierte Abend. Nun, vor der Pause ist dieses „Date“ ein absolutes Desaster. Bärbel, Lutz, Gunda, Rolf und Kenneth haben 1966 die Beatles auf ihrer Bravo-Blitztournee in der Essener Gruga erlebt. Unmittelbar danach verloren sich die Freunde aus den Augen. 30 Jahre später trifft man sich wieder – um in Erinnerungen zu schwelgen und die eigene Band von damals für ein Benefiz-Konzert zu reaktivieren Wehmütig erinnert man sich, wie eindrucksvoll der Bochumer Autor Frank Goosen eine vergleichbare Idee ausgesponnen hat, etwa in „So viel Zeit“.

Immer wieder ist „Yesterdate“ eine konturlose Nummernrevue, dünn und langatmig

Im Aalto geht indes viel Zeit, um in einer dünnen, langatmigen Geschichte, die von kurzen Erinnerungsliedchen begleitet wird, herzlich wenig über die gesellschaftspolitische Bedeutung der 60er zu erzählen und auch die persönliche Entwicklung der Protagonisten wortreich zu verschweigen. Diese nichtssagenden Figuren, die hinten auf der Bühne und abgeschottet von einem Seerosen-Teich (Gruga-Park?) von der Regie kaum geführt, sondern nur platziert werden, bleiben quälend fremd.

Nach der Pause retten Gesangsauftritte einen Abend, der viele Chancen vergibt

Der Stimmungswechsel kommt nach der Pause, wenn die Freunde ihren avisierten Gesangsauftritt haben und auch Fecklers stilsichere Band sichtbar in Erscheinung tritt. Zwischen Beatles, Monkees, Cat Stevens und Drafi Deutscher, zwischen Operettenseligkeit (Robert Stolz), Chanson (Hildegard Knef) und Hippie-Feeling („Hair“, „Mamas and Papas“) nimmt eine konturlose Nummernrevue Gestalt an, die freilich von enormen Wiedererkennungswert ist.

Dann singt, wippt, rockt das Publikum mit, und bei „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel gehen sogar die Handy-Lichter an. Zum Schluss findet man sich dann in der kleinen Siedlung wieder, wo man gern zuhause ist, und bewundert hymnisch die Zeche.

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Nächste Termine: 14.2.; 27.3. (19.30 Uhr). Karten-Tel. 0202-812220