Essen. Der Bestseller-Autor John Grisham wird 65 Jahre alt. Anfang März erscheint sein neues Buch. Es geht darin um die Aufklärung eines Justizirrtums.
„Das Gesetz ist wie ein Spinnennetz“, klagte vor 2500 Jahren Anarchasis der Skythe, „kleine Fliegen werden gefangen, große zerreißen das Netz und entkommen.“ Dieses Netz, das – zumal mit Blick auf den Süden der USA – noch immer Ohnmacht und Macht, Arm und Reich, Schwarz und Weiß trennt, bildet den Ankerpunkt für die Justizthriller, mit denen John Grisham seit 30 Jahren den Nerv seiner Lesergemeinde trifft. Am Samstag, 8. Februar, wird der ehemalige Anwalt 65.
1989 schrieb er, inspiriert von einem realen Fall schwarzer Lynchjustiz an weißen Vergewaltigern, seinen ersten Bestseller „Die Jury“. Nach dem Erfolg von „Die Firma“ (1991) über mafiose Verstrickungen einer großen Sozietät hängte er die Robe an den Nagel, trat als demokratischer Parlamentsabgeordneter von Mississippi zurück. Es begann eine beispiellose Schriftsteller-Karriere. Seine Gesamtauflage wird mit kaum vorstellbaren 275 Millionen beziffert. Schon damit wäre er der wohl erfolgreichste Schriftsteller unserer Zeit. Doch die Angaben seines Hausverlages Doubleday stammen aus dem Jahr 2008. Seither hat er, wie stets im Jahresrhythmus, elf weitere Justizkrimis herausgebracht – dazu Kurzgeschichten, Jugendromane, Sachbücher.
Grishams Romane stehen oft monatelang an der Spitze der Bestseller-Listen
Einer der Romane, die sich oft monatelang an der Spitze der Bestseller-Listen festsetzten, ist „Der Regenmacher“ über einen Jura-Studenten, der gegen die kriminellen Machenschaften eines Krankenversicherungs-Konzerns vorgeht. Gerade dieses Buch sagt viel über Grishams Triebfeder aus. „Der Regenmacher“ ist eine Hommage an den einflussreichen, 2004 verstorbenen Anwalt und Richter Will Denton. „Will“, meinte Grisham einmal, „hat unermüdlich für die Rechte der Verbraucher und der kleinen Leute gekämpft. Als ich selbst noch Prozessanwalt war, wollte ich sein wie er.“
Irgendwie ist dieses kämpferische Leitbild lebendig in allen Romanen, denen manche Kritiker zu krasse Schwarz-Weiß-Zeichnung vorwerfen, die aber immer fundiert sind und realistisch, auch weil es das versöhnliche Happy End nicht gibt. Halb gewonnen ist immer auch halb verloren. Der erfolgreiche Student Rudy wechselt im „Regenmacher“, enttäuscht von Recht und Gesetz, in den Lehrerberuf. Und in „Die Berufung“ steht Carl Trudeau, skrupelloser Chef eines beklagten Chemiekonzerns, am Ende finanziell besser da als zuvor.
Aufklärung von Justizirrtümern ist Herzensangelegenheit von John Grisham
Im neuen Roman „Die Wächter“, der Anfang März erscheint, kämpfen die „Guardian Ministries“, ein Zusammenschluss von Anwälten, um die Rehabilitierung eines zu Unrecht verurteilten Afroamerikaners. Wieder trifft dann Fiktion auf echtes Leben. John Grisham gehört zum Präsidium der Non-Profit-Organisation „Innocence Project“, die sich um die Aufklärung von Justizirrtümern bemüht.