Hagen/Berlin. „Babylon Berlin“ kommt mit der dritten Staffel zurück ins Erste. Dabei ist auch der Hagener Schauspieler Sabin Tambrea. Er mimt einen Filmstar.
Die Fans der teuersten deutschen Fernsehserie können aufatmen. Ab dem 12. Oktober lässt die ARD Kommissar Gereon Rath zum dritten Mal in „Babylon Berlin“ ermitteln. Für die Auftaktfolge im Free-TV entfällt am Sonntag sogar der Tatort.
Ganz frisch sind die Folgen nicht. Wer ein Sky-Abo hat, konnte sie bereits seit Anfang des Jahres sehen. Jetzt kommen die Folgen ins Erste und in die ARD-Mediathek.
Das sind die einzelnen Sendetermine:
- Sonntag, 11.10. ab 20:15 Uhr - Folgen 17-19 und Dokumentation
- Mittwoch, 14.10. ab 20:15 Uhr - Folgen 20-22
- Donnerstag, 15.10. ab 20:15 Uhr - Folgen 23-24
- Mittwoch, 21.10. ab 20:15 Uhr - Folgen 25-26
- Donnerstag, 22.10. ab 20:15 Uhr - Folgen 27-28
Jetzt In der dritten Staffel wirkt neben Volker Bruch und Liv Lisa Fries der Schauspieler Sabin Tambrea (35) aus Hagen mit. Er spielt den Darsteller Tristan Rot, Ehemann der Schauspielerin Betty Winter, die bei Dreharbeiten von einem Scheinwerfer erschlagen wird. Denn jetzt steht die Traumfabrik im Mittelpunkt der Serie, das junge Kino, das sich im Umbruch vom Stummfilm zum Tonfilm befindet und das mit seiner expressionistischen Ästhetik Kulturgeschichte schreibt. Babelsberg ist nach Hollywood der zweitgrößte Filmproduzent der Welt. So wird die Staffel sozusagen ein Film im Film über das Medium Film.
Hagener spielt in „Babylon Berlin“ einen Filmschauspieler
In den zwölf neuen Episoden wird die Geschichte von „Der stumme Tod“ erzählt, dem zweiten Kriminalroman von Volker Kutscher um den Rheinländer Gereon Rath, den es, traumatisiert vom Ersten Weltkrieg, mit einer saftigen Kriegsneurose von Köln nach Berlin verschlagen hat. Sieben Romane umfasst Kutschers Reihe bis jetzt, die Bücher profitieren von dem ungeheuren Zuschauerinteresse an der Serie. Der achte Teil soll schon im November erscheinen.
Die Idee, den Aufstieg der Nationalsozialisten als Krimi zu beschreiben, ermöglicht präzise und tiefe Milieubeobachtungen, welche von der Fernsehadaption in rauschhafte Bilder umgewandelt werden.
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Doch wer „Der stumme Tod“ in der Hoffnung liest, einen Wissensvorsprung hinsichtlich der streng geheim gehaltenen Serien-Handlung zu ergattern, wird enttäuscht. Das Regie-Team Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten übersetzt die Romane ausgesprochen eigenständig in Filmhandlung.
Staffel Drei zeigt den Aufstieg der Nazis in den Dreißigern
Wir schreiben Anfang 1930, ein neues Jahrzehnt beginnt auf den Trümmern der Weltwirtschaftskrise, die Nazis steigen auf, die Armut wächst. Laster und Ausschweifungen prägen die dynamischste Hauptstadt der Welt. Berlin in jener Zeit, das ist ganz großes Kino, das ist Filmgeschichte. Nur wird diese in Hollywood fortgesetzt werden, denn alle die großen Meister der expressionistischen Filmkunst müssen wenige Jahre später vor den Nazis fliehen.
Schauspieler Sabin Tambrea aus Hagen – Filme, Karriere, Ehe
Insofern kann man „Babylon Berlin“ auch als Wiedergutmachung, als Hommage, als Rückübersetzung von Geschichte lesen. Und als Warnung. „Ich möchte nichts vorweg nehmen, aber in dieser Staffel werden Erzählstränge aufgegriffen, die verstörend große Ähnlichkeit mit unserer Zeit haben“, sagte Sabin Tambrea Anfang des Jahres im Gespräch mit unserer Zeitung.
Psychologische Gratwanderung
Der junge Hagener spielt eine der schillernden Figuren, wie sie im Filmgeschäft der Weimarer Zeit anzutreffen waren, den Schauspieler Tristan Rot, einen exaltierten, queeren, verheirateten Mann, der am Set noch auftritt wie beim Stummfilm, nämlich übertrieben und pantomimisch. Die Erfindung des Tonfilms bedeutet eine gewaltige Zäsur für die Darsteller.
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Sabin Tambrea ist ein Spezialist für die Verkörperung mehrdeutiger, undurchschaubarer Figuren. Er hat gleich in seinem ersten großen Kinofilm den jungen Märchenkönig Ludwig II als Gratwandler zwischen feinsinnigem Schöngeist und rücksichtslosem Egomanen angelegt. Die Rolle brachte ihm den Bayerischen Filmpreis, den New Faces Award, den Preis als bester Hauptdarsteller beim ersten historischen Filmfestival in Waterloo sowie eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis ein. In „Nackt unter Wölfen“ verkörperte Tambrea einen diabolischen KZ-Kommandanten mit glitzernder Bösartigkeit. In „Ku’damm 56“ und „Ku’damm 59“ spielte er einen charmanten, gut aussehenden Fabrikantensohn, der gleich zu Beginn ein junges Mädchen vergewaltigt.
Tambrea ist in Hagener Musikerfamilie aufgewachsen
Sabin Tambrea wuchs in einer Hagener Musikerfamilie auf; sein Vater war aus dem kommunistischen Rumänien geflohen und hatte die Familie nachgeholt. Schon früh stand er im Theater Hagen auf der Bühne und gehörte zu den Gründungsschauspielern der Jungen Bühne Lutz, die Regisseur Werner Hahn im Jahr 2000 ins Leben rief. Heute lebt Tambrea in Berlin und ist mit der Schauspielerin Alice Dwyer verheiratet, seiner Heimat Hagen bleibt er jedoch sehr verbunden, „ich komme nicht nur Weihnachten nach Hause“, sagte er.
Nirgends darf so wenig gespoilert werden, wie bei „Babylon Berlin“, deshalb kann Sabin Tambrea nicht von seiner Rolle erzählen. Nur: Der Dreh hat Spaß gemacht. „Es ist eine große Ehre, zu diesem hervorragenden Ensemble dazustoßen zu dürfen. Der Filmstar Tristan Rot, meine Figur, steht in dieser Staffel symbolisch für die damalige florierende Filmwelt. Und so hatte ich die erfüllende Aufgabe, mir die Werke früherer Schauspielstars wie Sebastian Droste und Conrad Veidt nahezubringen, um deren expressionistische Spielart wieder ins Heute zu bringen, da wir unter der Regie des fantastischen Regietrios Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries einige Film-im-Film-Sequenzen gedreht haben.“
Dieser Text erschien in einer ersten Version am 21. Januar 2020 als die Serie auf Sky Premiere feierte.