Essen. Populäre Irrtümer, kuriose Wahrheiten. Der Essener Folkwang-Dozent Philip Feldhort hat ein rasantes Beethoven-Buch geschrieben: für Klugscheißer!
Zum 250. Geburtstag Beethovens hat man die Deutschen befragt, ob sie ihn kennen. Dem Namen nach tun das 95 Prozent, 74 immerhin können ein Werk nennen, die Neunte vor allem. Nun ist ein Buch mit Beethoven-Fakten erschienen, von denen viele der Befragten wahrscheinlich nicht einmal gewusst hätten, dass man so etwas überhaupt hätte wissen können: Dass Daiku in Japan die Neunte ist etwa, alljährlich im Dezember von 10 000 Freiwilligen in Osaka geschmettert - auf deutsch. Dass LvB den Weg zum idealen Kaffee auf die Bohne genau kannte (60 Stück). Und dass er mit einem geschenkten – echten ! – Gaul nicht das Geringste anzufangen wusste.
All das lesen wir in leicht verdaulichen Häppchen. Auf gut 100 Seiten mischt Philip Feldhordt „Aha“ (wenig bekannte Wahrheiten) mit „Oho“ (populäre Irrtümer). So ist denn dieses Taschenbuch trotz recht biederem Layout ein charmanter Begleiter durchs Beethovenjahr 2020. Feldhordt, erst Student, jetzt Dozent an Essens Folkwang Universität, fächert den Titanen-Kosmos durchaus raffiniert auf. Politische Dimensionen durchmisst er von der Aufklärung bis zum Werk Beethovens als heimliche Widerstandsmusik in Maos rigide regiertem China. Für den U-Faktor stehen in Feldhordts Parforceritt reichlich schmackhafte Trivia, die von der E-Lok Beethoven bis zum gleichnamigen Krater auf dem Merkur reichen, vom Fundstück in den „Peanuts“ bis zur Bade-Ente mit unverwechselbarer Künstlertolle.
„Beethoven für Klugscheißer“: Clever mischt Philip Feldhort Leichtes und harte Fakten
Aber auch die Neugier auf harte Fakten und biografische Abgründe weiß der Musikwissenschaftler, der über Beethovens Schüler Czerny promovierte, mit Cicerone-Qualitäten zu wecken: Die Kapitel zur schweren Kindheit und dem späteren Vormundschaftskampf um Beethovens Neffen überschreibt er listig „Ein Fall fürs Jugendamt“.
Allein der Titel des Buches mag Freunden von Großer Fuge und Missa solemnis ästhetisches Unbehagen bereiten. Aber da der Meister bekanntlich selbst ein Mann des Kraftausdrucks war, hätte er über „Beethoven für Klugscheißer“ vielleicht kaum die Braue gehoben.
Philip Feldhort: Beethoven für Klugscheißer. 104 Seiten, farb. Abbildungen, Taschenbuchformat, Klartext 14,95€