Essen. Martin Stadtfelds neues Album widmet sich einem Titanen des Barock. Die Händel-Variationen des Pianisten schlagen Brücken über Jahrhunderte.
Eine der vielen Gaben des Pianisten Martin Stadtfeld ist die Fähigkeit, Werke und ihre Schöpfer ganz nah an uns und unsere Zeit heranrücken zu lassen. Bei ihm walten dabei weder „Easy Listening“ noch angestrengt modische Launen. Sein neues Album „Händel Variations“ erzählt davon auf besondere Weise.
Stadtfeld wartet mit 26 individuellen Zugängen zur schillernden Barockfigur auf. Aus der Hand nehmen ließ er sich für sein Händel-Projekt nichts. Alle Arrangements – vom berühmten „Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes über die Sarabande aus der d-moll-Suite bis zum Siciliano aus dem Orgelkonzert in F-Dur – gehen auf Stadtfelds Kreativ-Konto. Die Aufnahme strahlt Wärme aus, Vitalität, vor allem hört man sie als Zeugnis einer Verneigung, wenn nicht gar einer Liebeserklärung an Melodien, die nach nach 300 Jahren so mühelos unser Herz ansprechen.
Martin Stadtfelds Händel-Variationen sind ein emotionales, anrührendes Album
Das eigentliche Kunst-Stück ist dabei das Verschwistern nur auf den ersten Blick gegensätzlicher Standpunkte: Schön arbeitet Stadtfeld die klaren Linien der barocken Form heraus, kreist bei aller Freiheit immer wieder um die Ur-Struktur. Zugleich aber mobilisiert der Pianist eine nachgerade schwelgerisch-romantische Sanglichkeit, die vor allem für die Freiheit steht, Kunst weiter zu tragen, ihr über die Entstehungs-Epoche hinaus Leben einzuhauchen. „Die Zeit ist aufgehoben“ schreibt Stadtfeld als Kompliment über Händels größte Schöpfungen. Speziell gilt das Wort Stadtfelds Lieblingsarie. Sie stammt aus dem Oratorium „Solomon“ und fragt, ob die Sonne je wieder strahlen kann. Da lauschen wir dem Melancholiker Stadtfeld, der in diesem Juwel bei allem Weltschmerz sensibel Momente des Trostes aufscheinen lässt.
Diese Stunde mit Händel ist ein emotionales, ein ungewöhnliches Album. Martin Stadtfeld hört nicht auf, neue Wege zu beschreiten. Wir folgen gern.
Martin Stadtfeld, Händel Variations, erschienen bei Sony Classical, CD, ca 57 Minuten. ca. 16€