Essen. Bauprojekte sollen zum Abschluss kommen – und viele profilierte Ausstellungen sind angekündigt von den Häusern zwischen Bonn, Revier und Münster.

2020 wird für die Museen an Rhein und Ruhr ein Jahr der mehr oder minder erfüllten Vorfreude. So sollte die 4. und 5. Etage des Ostwall-Museums im Dortmunder U-Turm nach der Umbau-Schließung am 1. April jetzt eigentlich schon wieder geöffnet sein – aber die Arbeiten haben, wie fast jeder Um-, An- oder Neubau derzeit, etwas länger gedauert. Nun soll es im eher prestige- als publikumsträchtigen Renommierbau ab dem 7. Februar eine neue Sammlungspräsentation geben, „mit großzügigeren Räumen und einer besucherfreundlichen Wegeführung“ unter dem mehr als vielversprechenden Titel „Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“.

Auch der von Pleiten, Pech und Pannen überschattete Erweiterungsbau der Duisburger Küppersmühle, der zwischenzeitlich die städtische Wohnungsbaugesellschaft an den Rand einer Pleite gebracht hatte und ebenfalls die hauseigene Sammlung in gebührender Üppigkeit präsentieren wird, sollte ursprünglich in diesen Tagen schon eröffnet sein. Aber auch hier dauert’s noch – im Herbst 2020, so die derzeitige Planung, soll es dann endlich so weit sein.

In Mülheim dauert es mit der Alten Post noch bis Mitte 2121

Im kommenden Jahr dürfte dann auch der Bochumer Museums-Altbau Villa Marckhoff unmittelbar neben dem Neubau von der ständigen Sammlung des Kunstmuseums bezogen werden, die bis dato noch ebenso weitgehend wie unverdient im Depot vor sich hin fristet. Der angepeilte Termin ist im April, wenn sich die Eröffnung des Nachkriegs-Kunstmuseums zum 60. Mal jährt – eine Art Abschiedsgeschenk an den langjährigen Museumsleiter Hans Günter Golinski, der zum Ende des Jahres in den Ruhestand wechselt.

In Mülheim bleibt die Kunst allerdings auch über das kommende Jahr hinaus weiter auf Sparflamme, im kleinen „Museum temporär“ an der Schloßstraße. Das in Sanierung befindliche Stammhaus der Alten Post soll, Stand heute, „Mitte 2021“ wiedereröffnet werden. Toi, toi, toi!

Aber kommen wir zu den geplanten Ausstellungen:

Moderne Kunst

Das Duisburger Lehmbruck-Museum präsentiert ab 29. August eine große Ausstellung des Holzbildhauers S tephan Balkenhol, die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entsteht. Balkenhol will auch mit Arbeiten, die eigens für Duisburg entstehen, Einblicke in seine Schaffensprozesse und künstlerischen Ideen geben (bis 28. Februar 2021).

Die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW hebt mit einer Picasso-Ausstellung in der K20-Dependance am Grabbeplatz einen Säulenheiligen der hauseigenen Sammlung auf den Schild – die Kunst der Kriegsjahre 1939 bis ‘45 könnte tatsächlich noch einmal eine neue Perspektive auf das Werk des Vielgesehenen werfen (15. Februar–14. Juni).

Das Essener Folkwang wendet sich verschärft den 80er-Jahren zu, allem voran mit einer Retrospektive auf den publikumsträchtigen Pop-Artisten Keith Haring (29. Mai-20. September) und einer Schau, die den ruhrgebietsnotorischen Dada-Riesen Martin Kippenberger ein Happy End für Kafkas-Amerika-Roman erfinden lässt (ab 20. November).

Das Hagener Osthaus-Museum zeigt die hauseigenen Expressionisten, nachdem sie lange auf Tournee waren, etwa in Wien und Stockholm (2. Februar-3. Mai); gespannt darf man sein auf eine Ausstellung zur „Hyperrealistischen Skulptur“, quasi dem Gegenteil von abstrakter Kunst – mit künstlichen Nackten! (20. Mai-18. Oktober)

„Die Kunst der großen Gefühle“ bietet sich dagegen im Münsterschen Museum für Kunst und Kultur. Dort sind ab 9. Oktober Werke querbeet von Leonardo da Vinci und Rembrandt bis Edvard Munch, Käthe Kollwitz und Cindy Sherman versammelt.

Ältere Kunst

Düsseldorfs Kunstpalast ist tatsächlich „Verrückt nach Angelika Kauffmann“ und unternimmt mit Hilfe von 100 Gemälden, Grafiken und Skulpturen noch mal einen Anlauf, der schweizerischen Goethe-Zeitgenossin zu gebührenden Ehren zu verhelfen (30. Januar-24. Mai).

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum lässt die Muskeln mit Niederländischer Marinemalerei des 17. Jahrhunderts (27. März-28. Februar) spielen -- und lädt mit dem Impressionisten Paul Signac und Zeitgenossen zu einer weiteren Bilder-Reise vom Norden Frankreichs bis ins alte Konstantinopel ein (ab 2. Oktober).

Die Bonner Bundeskunsthalle richtet den Blick auf einen Spätromantiker und Symbolisten, der lange Zeit vernachlässigt war, aber für eine Augenlust-Ausstellung allemal taugt: Max Klinger (28. August–10. Januar).

Fotografie

Den 1966 geborenen Fotografen Laurenz Berges noch als Becher-Schüler zu bezeichnen, wäre etwas gestrig. Aber seine grauen Himmel, seine Industrie-Architekturen sind eine konsequente Fortführung der Becher-Fotografie mit sehr eigener Handschrift – zu besichtigen in der Ausstellung „4100 Duisburg“ im Bottroper Museum Quadrat (9. Februar -3. Mai).

Berges’ Klassenkamerad Thomas Ruff bekommt ein Heimspiel in der K21-Dependance der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW – mit Serien, für die Ruff kaum noch eine Kamera zur Hand nahm und stattdessen gefundenes Material aus dem Internet bearbeitete (9. Mai - 16. August).

Das Essener Folkwang richtet den Fokus mit über 130 Aufnahmen noch einmal auf die neusachliche, im niederrheinischen Goch geborene Fotografin Aenne Biermann, die in ihren nicht einmal 35 Lebensjahren zutiefst beeindruckende Objektiv-Sichtweisen entwickelte (21. Februar-1. Juni).

Die Oberhausener Ludwiggalerie wird demonstrieren, dass Linda McCartney nicht nur ihren Mann, sondern auch Heerscharen von anderen Musikern fotografiert hat (19. Januar - 3. Mai) – aber genauso kann man sich auf die Schau des großartigen Oberhausener Fotografen Rudolf Holtappel freuen, der nicht nur ein versierter Ruhrgebiets-Chronist war, sondern auch Fotokünstler und Schnappschussmeister (10. Mai-6. September).

Ein Muss, nicht nur, weil er in diesem Jahr gestorben ist: Bilder vom grandiosen Peter Lindbergh, unter anderem mit einer so tatsächlich noch nie gesehenen Uma Thurman hat der Düsseldorfer Kunstpalast parat („Untold Stories“, 5. Februar-1. Juni)

Und das Münstersche Picasso-Museum zeigt im nächsten Jahr, dass Champagner fast immer die schönsten Folgen zeitigt – die legendäre Foto-Agentur Magnum wurde schließlich 1947 bei ihrer Gründung nach einer Flasche des inspirierenden Gesöffs benannt: An der Aa werden 80 Künstlerporträts präsentiert, die das Siegel Magnum doppelt und dreifach verdienen (30. Mai - 6. September).

Und sonst

Das hervorragende Naturkundemuseum in Münster zeigt ab Juni die Ausstellung „Überlebenskünstler Mensch?“ Dabei geht es um die menschliche Fähigkeit, sich auch widrigen Umständen anzupassen und in Zeiten von Klimawandel und Ernährungskrisen zu überleben.