Essen. „Game of Kanzleramt“ und vieles mehr: Der Karikaturist Heiko Sakurai versammelt erneut seine besten Zeichnungen des Jahres in einem Buch.
Karikaturen enthüllen bestenfalls schonungslos: Heiko Sakurai ist dieser schönen Aufgabe seines Faches 2019 vielfach nachgekommen. Durchaus auch wortwörtlich: Da sitzt Boris Johnson am Spieltisch der EU, kaum mehr als einen Fetzen vom Union Jack am Hintern, aber „keineswegs völlig blank“.
Der struwwelige Blonde mit dem großen Mundwerk war 2019 eine der liebsten Helden des WAZ-Karikaturisten. Mal haute Johnson die Queen per Enkeltrick übers Ohr, dann riet er einem Bus voller Briten zum Kavalierstart – trotz nahem Brexit-Abgrund. Wer an der Macht war 2019, der war nicht sicher vor dem geistreichen Strich, der doppelbödigen Komik und der trefflich analytischen Momentaufnahme, die alle Zeichnungen Sakurais verbinden.
Watschen für die Mächtigen und ein großes Herz für kleine Leute
Schön ist auch im ablaufenden Jahr zu sehen, wie souverän der in Recklinghausen geborene Wahl-Kölner seine Kraft auf zwei Säulen ruhen lässt: Kraftvolle Watschen für die Mächtigen (Trumps und Kims glühende Köpfe auf nichts reduziert als den todbringenden roten Atom-Drücker) und ein großes Herz für kleine Leute, die Opfer politischer Entscheidungen sind – wie die alte Dame am Rollator, der (vor ihrem dichtgemachten Ortskrankenhaus) ein Bürokrat den Reiz des Top-Klinikums anpreist: „gerade mal eineinhalb Stunden Fahrt“.
Viele der Bilder lohnen einen langen Blick – etwa um zu sehen, dass die satten Steaks „Churrasco Bolsonaro“ ein brennender Regenwald gart. Und schließlich kündigt Sakurai das nahende Ende seiner Meistgezeichneten an: Merkels letzte Staffel „Game of Kanzleramt“ gab dem Jahresband (160 Farbkarikaturen, Schaltzeit Verlag, 18,90 Euro) seinen Namen.