Viel Arbeit, wenig Geld: „unRuhezeiten“, Eike Weinreichs filmisches Porträt eines Stadttheaters, entstand im Oberhausen der Ära Peter Carp.

Ruhezeiten, das sind am Theater die tariflich vereinbarten Pausen, die zwischen zwei Proben oder auch zwischen einer Probe und einer Aufführung eingehalten werden müssen. In „unRuhezeiten“, Eike Weinreichs Porträt eines Stadttheaters in einer von schweren Finanzsorgen geplagten Großstadt, sind es natürlich zuerst die Techniker, die über die Einhaltung dieser Pausen wachen. Das zu unter- und überforderte Ensemble hat gar nicht mehr die Kraft, auf so etwas achten. Und für den selbstgefälligen Regisseur sind Ruhezeiten sowieso nur ein Übel, das ihn in seiner Kreativität hemmt.

Aber die Techniker bestehen auf der Pause. Also wird die Probe für das Weihnachtsmärchen abgebrochen. Nach und nach verlassen alle die Bühne. Nur Thieß, ein junger Schauspieler, bleibt zurück. Er spielt den Lebkuchenmann und war gerade an Seilen hochgezogen worden. Nun hängt er von den anderen vergessen gut zwei Meter über der Spielfläche. Der Schauspieler im Bühnenhimmel ratlos. Welch grandioses Bild für den alltäglichen Wahnsinn des Theaters.

„unRuhezeiten“ entstand in der letzten Spielzeit von Peter Carp in Oberhausen

„unRuhezeiten“ ist 2016/17 in der letzten Spielzeit von Peter Carps Intendanz am Theater Oberhausen entstanden. Und auch wenn die Stadt in Eike Weinreichs satirischem Blick auf das Leben von Schauspielern und Intendanten, von Dramaturginnen und Politikern, Armstadt heißt, sind die Bezüge zu Oberhausen offensichtlich. Die Jungschauspieler Thieß Brammer und Moritz Peschke spielen leicht überspitzte Doppelgänger ihrer selbst, die angesichts eines Intendanzwechsels nicht wissen, was aus ihnen werden soll. Also brechen sie nach Berlin und Hamburg auf. In der Hoffnung, Kontakte mit den Stars des deutschen Theaters zu schließen. Doch letztlich kämpfen auch die mit den gleichen Problemen, nur auf einem höheren finanziellen Niveau.

Liebeserklärung an das Chaos, aus dem trotz allem Unvergessliches entsteht

Nicht nur das kleine Haus in Armstadt, das Theater an sich erlebt Unruhezeiten, und wahrscheinlich war es auch nie anders. Weinreich verschweigt und beschönigt nichts, weder die Ignoranz der verantwortlichen Kulturpolitiker noch die Intrigen unter den Künstlern. Aber so düster sein Bild von den Arbeitsbedingungen an den deutschen Bühnen auch ist, am Ende ist „unRuhezeiten“ vor allem eine Liebeserklärung an das Chaos und den Irrsinn, aus dem trotz allem immer wieder Unvergessliches entsteht.