Besser immer die Wasserpumpenzange dabei haben - für Notfälle in der Großstadt

Wir von der Kultur halten was aus. Wir lieben den Nervenkitzel, deswegen gehen wir so gerne ins Theater. Wo die Kollegen aus weniger spannenden Branchen in den Kletterwald fahren müssen oder auf chinesischen Glasbrücken den ultimativen Kick suchen, reisen wir einfach in die Großstadt Frankfurt. Das ist Überlebenstest genug. Dort trainieren wir, was wir im beschaulichen Heimatdorf keinesfalls vermissen.

Der Metropolen-Alltag beginnt mit dem Kampf um einen Platz im öffentlichen Personennahverkehr. Es muss gar kein Sitzplatz sein. Man ist ja schon froh, wenn sie kommt, die S-Bahn. Ungeübte können sich hier leicht verspekulieren. Kalkuliert man mit einer Normalverspätung von 10 Minuten, muss man einen Zug früher fahren, um pünktlich zum Termin zu kommen. Dann lässt die Bahn natürlich 20 Minuten auf sich warten – und man ist trotzdem der Depp.

Nützliche Kabinen

Das Messegelände im Schatten der Bürotürme (hier ist der Quadratmeter zu kostbar zum Wohnen) ist mit allen Annehmlichkeiten des modernen Alltags ausgestattet. Darunter befinden sich Hunderte von nützlichen Kabinen für bedürftige Damen und Herren. Eine davon ist kaputt. Und nun raten Sie mal, wer diese Verrichtungsbox erwischt hat. Es gibt zwar einen Knebel zum Verriegeln, aber keine Klinke. Ohne Klinke stecken sogar Kaiser und Könige im Örtchen fest. Leider führe ich keine Wasserpumpenzange mit mir, mit der sich der Vierkantstift bewegen ließe, auf dem einst der Drücker saß, dessen Fehlen ich erst bemerke, als es zu spät ist.

Selbst Gewalt hilft nicht. Es spricht sehr für die Gelassenheit der geübten Metropolenbewohner, dass sie sich nicht rühren, wenn unsereins von innen gegen die Tür tritt und trommelt. Also muss ich um Hilfe rufen. Mit hochroten Backen bedanke ich mich bei der resoluten Seniorin, die mich aus meinem unappetitlichen Gefängnis erlöst. Deren Blick sagt mitleidig: Schon wieder so ein Landei.

Nur Mut!

Über ein labyrinthisches System von Rolltreppen geht es zurück in den Tiefbahnhof. Nur Mut! Wer eine Götterdämmerung wuppen kann, wird auch die richtige S-Bahn zurück ins Hotel finden. Endlich rollt sie ein. Aber sie fährt nicht weiter. Dann ruckelt sie, dann steht sie wieder. In Frankfurt-Höchst ist Endstation. Bremsen defekt. Wir werden ausgespuckt und sollen uns einen anderen Zug suchen. Ich wollte noch nie in meinem Leben nach Höchst. Aufs Klo traue ich mich auch nicht mehr.

Was wir von der Kultur im Theater lernen, ist auch in der Metropole nützlich: Frustrationstoleranz und Stressresilienz.