Dortmund. In den USA kämpfte man mit Mann und Mickymaus gegen Hitler und die Nazis, zeigt eine Ausstellung im Dortmunder Comic-Schauraum.

Bonk! Captain America verpasst Hitler einen harten Haken. Bam! Superman dreht einen Knoten in die Nazi-Geschütze, dann überwältigt er Hitler sowie Stalin und fliegt mit den beiden am Schlafittchen nach Genf, wo sie sich vor den Vereinten Nationen verantworten müssen. Ach, wie schnell wäre der Zweite Weltkrieg beendet gewesen, wie viele Millionen hätten nicht sterben müssen, wenn es doch nur wie in manchen Comics gelaufen wäre. Ihnen widmet sich jetzt die Ausstellung „Nimm das, Adolf!“ im Dortmunder „Schauraum: Comic + Cartoon“, gleich gegenüber vom Hauptbahnhof.

An der heimischen Propagandafront kämpfte man mit Mann und Mickymaus: Nicht nur Superhelden wie der Submariner oder die Human Torch kamen zum Militärdienst. Auch die Strips in den Tageszeitungen wie „Terry And The Pirates“ mutierten plötzlich zu antifaschistischen Vorkämpfern. Freilich kannte man keine zeitlichen und räumlichen Einschränkungen, denn selbstverständlich war es auch für Prinz Eisenherz eine Ehrensache, gegen die „Hunnen“ in den Kampf zu ziehen. Und Zukunftsheld Flash Gordon hatte endlich einen guten Grund, mal wieder auf der Erde zu ballern. Donald & Co. halfen mit: Sie warben für Kriegsanleihen, mit denen der Sieg finanziert werden sollte.

Die Darstellung in der Ausstellung ist freilich etwas einseitig auf der Seite der Alliierten, was aber keineswegs die Schuld des Kurators Alexander Braun ist: „Das Problem mit Comics im Dritten Reich ist: Es gab überhaupt keine nennenswerten – zumindest keine, die auch nur im Geringsten der amerikanischen und zunehmend europäischen Konkurrenz aus Belgien, Frankreich und Italien hätten Paroli bieten können.“ In den Benelux-Ländern ließen sich viele Zeichner von den Nazis einspannen, auch Tim und Struppis Vater Hergé galt als Kollaborateur mit dem Tuschestift.

Comics wurden von den Nazis meist als minderwertig angesehen, Superman galt als verblödeter „Bizepsheini“ – obwohl die Nazi-Ideologie ein zum Verwechseln ähnliches Körperbild propagierte, dazu aber lieber Bildhauer Arno Breker oder Fotografin und Filmemacherin Leni Riefenstahl einspannte.

Auch der Zeit nach dem Krieg widmet die Schau einen Teil, die „Naziploitation“ führte zu einer Vielzahl differenzierter, oft despektierlicher Auseinandersetzungen, sei es aus dem Horror- oder Erotik-Genre, sei es aus dem Reich des Humors wie etwa das „Mad“-Magazin-Porträt von „Adolph Neumann“. Auch einige unerreichte, ernsthafte Kunstwerke wie Art Spiegelmans „Maus“-Comic sind darunter – und ohne diese Bilderzählung über den Holocaust wäre auch die Weltliteratur ein Stück ärmer.

„Nimm das, Adolf!“, bis 15. März 2020, Schauraum: Comic + Cartoon, Max-von-der-Grün-Platz 7, Dortmund, di, mi, sa, so 11-18 Uhr, do-fr 11-10 Uhr, Eintritt frei, comic.dortmund.de