Castrop-Rauxel. Gefangen im Strom-Netz: Das Westfälische Landestheater zeigt Marc Elsbergs Bestseller „Blackout“ als Theaterfassung. Das glückt nur in Teilen.
Mit „Blackout“ des österreichischen Autoren Marc Elsberg setzt das Westfälische Landestheater seine Tradition der Krimi-Adaptionen fort. Die von Thomas Tiberius Meikl und Maximilian von Ulardt erarbeitete Inszenierung, deren eindrucksvolle Bühnenausstattung aus Aluminium-Gerüsten dem Ensemble auch physische Fitness abverlangt, ist fantasievoll, rasant, ungemein spannend, vor allem aber geradezu beklemmend.
Der italienische Informatiker Piero Manzano (Mario Thomanek) erleidet einen Autounfall, als das Ampelsystem nach einem Stromausfall zusammenbricht. Versuche der Netzbetreiber und Energieversorger, das Stromnetz wieder hochzufahren, scheitern. Bald ist Europa flächendeckend von einem „Blackout“ betroffen.
Nach drei Wochen ist der „Blackout“ ausgestanden
Nach einer Untersuchung seines eigenen Verteilerkastens vermutet Manzano Manipulationen an den intelligenten, online gesteuerten Stromzählern. Es muss eine Sicherheitslücke in der Software der standardisierten Module geben. Manzano wendet sich mit seinen Terrorismus-Vermutungen an Polizei und Versorger, wird aber lange nicht ernst genommen und später wegen seiner Hacker-Vergangenheit sogar selbst als vermeintlicher Urheber der Schadsoftware verdächtigt. Nach drei Wochen, nachdem die meisten Anarchisten ausgeschaltet sind und der Strom endlich wieder fließt, sind die westlichen Gesellschaften im Chaos versunken.
Elsbergs internationaler Bestseller „Blackout“ über die Gefahren einer vernetzten Welt und die verheerenden Folgen eines herbeigeführten Systemzusammenbruches wurde 2012 als „Wissensbuch des Jahres“ ausgezeichnet. Der 800 Seiten starke Roman hat dabei, in Aufbau und Erzählweise, absolute Thriller-Qualitäten.
Stromausfall sorgt für fatale Kettenreaktion in Europa
Diesen Spannungsbogen etwa unter „Whodunnit“-Gesichtspunkten aufrecht zu erhalten, gelingt in der stark reduzierten Theaterfassung freilich nicht so recht. Umso drastischer wird der Zuschauer mit der fatalen Kettenreaktion konfrontiert, die ein langanhaltender Stromausfall auslöst. Bahn- und Flugverkehr brechen zusammen, Lebensmittel werden knapp. Fernsehen, Radio, Computer bleiben stumm, der Informationsaustausch bricht ab. Notstromaggregate in Krankenhäusern fallen aus, weil Dieselpumpen der Tankstellen nicht mehr arbeiten; die Kühlsysteme der Kernkraftwerke (Beispiel Fukushima) versagen…
Apokalyptische Zustände drohen. Die Erkenntnis, in welchen Abhängigkeiten und Anfälligkeiten unser Alltag funktioniert, ist einfach nur beängstigend.
Nächste Termine in der Region am 16.10. (Heinz-Hilpert-Theater Lünen, 29.10. (Josef-Albers-Gymnasium Bottrop). Karten unter 02325-978020. Weitere Termine und Infos: www.westfaelisches-landestheater.de