Warum regiert der Hass in der Klima-Debatte? Ist das ein Männer-Ding?

Unser Opa weiß gerne, was in der Welt vorgeht. Also erzähle ich ihm, dass immer mehr holländische Familien Wohneigentum im Sauerland erwerben. „Die bringen sich in Sicherheit“, kommentiert er trocken und ist damit flugs bei der Klimaproblematik. Unser Opa ist positiv erstaunt, dass ein junges Mädchen es in Klimafragen so oft in die Medien schafft, weil er noch aus einer Ära stammt, in der nur staatstragende alte Männer interviewt werden durften. Aber eines würde er nie machen: Die Jugendlichen, die derzeit gegen Umweltzerstörung protestieren, mit Häme überschütten.

Klimaneutral aus Geldmangel

Um aggressive Kommentare zu dem jungen Mädchen und zu den Klimademonstranten kommt man dieser Tage allerdings nicht herum. „Ich will nicht verzichten“, tönt etwa Herr Lindner auf Twitter. Der Guteste. Persönlich muss ich in meinem Leben leider auf ziemlich viel verzichten, nicht nur auf den Plastikbeutel in der Gemüseabteilung des Supermarktes. Und ich habe Bekannte, die so was von klimaneutral leben, weil sie kein Geld haben, mit drei Kindern in ein schickes Hotel nach Thailand zu fliegen.

Die Klima-Hasser entwerfen emotionale Horror-Szenarien, in denen der Staat (oder die Klimalobby) den Bürgern zwangsweise ihre Autos und ihre Smartphones wegnehmen wollen. Das geht ziemlich am Thema vorbei, aber es gibt genug Michels, die darauf hereinfallen.

Den jungen Demonstranten wird Heuchelei vorgeworfen. Was macht den Klima-Kritikern nur solche Angst, dass sie sich sogar auf die Lauer legen, um zu protokollieren, ob Nachbars Fridays-for-Future- Tochter nicht etwa einen Mitnahmebecher aus Plastik benutzt? Ist das so ein Männerding nach dem Motto: Ich lasse mir von der Erde nicht vorschreiben, wie ich sie untertan mache?

Wir leben auf Abbruch

Die Jugend hat doch völlig Recht. Unsere Verschwendungssucht, unser mangelnder Respekt vor den Ressourcen können nicht bis in die Unendlichkeit so weitergehen. Wir leben auf Abbruch. Aber wir haben die Mittel, achtsamer mit der Schöpfung umzugehen, also lasst uns damit anfangen. Was wollen wir den Jungen und Mädchen denn sagen? Etwa: Ihr müsst ja schon mit unserem Atommüll zurechtkommen, da werden Euch abgebrannte Wälder und plastikverseuchte Ozeane wohl nicht schrecken?

Unser Opa weiß, was ein Umweltkreislauf ist: Wenn er eine leere Schampoflasche in seine gelbe Tonne wirft, wird die von einer Gelbe-Tonnen-Industrie bis nach Südostasien verschifft, wo man sie aber gar nicht haben will und ins Meer wirft. Nach uns die Sintflut.