Hagen. . Am Sonntag lädt der Tag des offenen Denkmals wieder zum Besuch besonderer Bauwerke. Auch in Hagen Hohenhof gibt’s einiges zu entdecken.

Nicht wenige Hagener erblickten das Licht der Welt, wo einst vornehm getafelt wurde: im Esszimmer eines der wichtigsten deutschen Kunstmäzene des 20. Jahrhunderts. „Denkmäler erzählen Geschichte“, sagt Ina Hanemann (Foto), und Geschichten wie diese machen sie lebendig.

Die oberste Denkmalschützerin Hagens führt die Besucher beim Tag des offenen Denkmals durch die Villa Hohenhof. Dort lebte und wirkte einst Karl Ernst Osthaus (1874-1921), doch nach seinem Tod zogen andere ein. Im Krieg etwa die Nazis und danach eine Klinik – so wurde aus dem Esszimmer des Hauses ein Kreißsaal, in dem Ärzte bis 1962 Frauen entbanden.

„,Ich bin hier geboren’, das hören wir von vielen Besuchern“, sagt Dr. Birgit Schulte, die als Kuratorin des Osthaus Museums am Sonntag ebenfalls ihr Wissen über den Hohenhof teilt. Zum Beispiel, dass Mütter und Neugeborene einst von Werken berühmter Künstler umgeben waren – ohne es zu ahnen. So verbargen Rigipswände etwa ein Fliesentryptichon, das sich Osthaus von Henri Matisse auf die Wand pinseln ließ. Dessen Werke kosten heute Millionen. Was mag dieses wert sein? „Das wissen wir nicht, wir haben es nicht schätzen lassen“, so Schulte, die für eine beeindruckende Zahl aber auf ein anderes Bild verweisen kann. Ferdinand Hodlers großformatiges Gemälde „Der Auserwählte“ begrüßt die Besucher wie zu Osthaus’ Zeiten im Warteraum des Eingangsbereichs – sein Versicherungswert beträgt zehn Millionen Euro.

Luftaufnahme von der Villa Hohenhof
Luftaufnahme von der Villa Hohenhof © Ralf Rottmann

Titel und Motiv des Werks waren für den Hausherrn Programm. Der Bankierssohn Karl Ernst Osthaus erbte ein Vermögen, das er mit großem Sendungsbewusstsein investierte. Zum Beispiel in das 1902 eröffnete Folkwang-Museum, dessen Name für ihn die Einheit von Kunst und Leben symbolisierte. Auch im Privaten strebte der Visionär nach Ästhetik im Geiste der anbrechenden Moderne. Von Henry van der Velde ließ sich Osthaus deshalb sein Wohnhaus als Gesamtkunstwerk im Jugendstil erbauen – vom Grundriss bis zum Küchengeschirr aus einem Guss gestaltet.

Ein „Heiligtum für die Denkmalpflege“ sei der Hohenhof, so Ina Hanemann, aber eines, das noch Geheimnisse berge. Weniger im Innern, jedoch im weitläufigen Garten. An dessen Gestaltung wirkte neben van der Velde auch der berühmte Landschaftsarchitekt Leberecht Migge mit. Wege und weitere Anlagen wurden mit den Jahrzehnten aber von der Natur verschlungen, nun graben Archäologen nach ihren Spuren.

Erst jüngst aufgetauchte Pläne weisen etwa einen „dunklen Wald“ aus – und darin eine geheimnisvolle „Buddha-Grube“. In ihr pflegte der weit gereiste Kunstmäzen wohl sein Faible für fernöstliche Philosophie und Religion. Auch so eine Geschichte, die die Geschichte des Hohenhofs – und seiner Bewohner – lebendig macht.

Schon gewusst?

Aktion. Der Tag des offenen Denkmals wird alljährlich von der Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Bundesweit können bei freiem Eintritt rund 8000 historische Gebäude besichtigt werden (NRW ca. 1200) – auch solche, die sonst nicht zugänglich sind. Programm: tag-des-offenen-denkmals.de

Motto. „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ ist das Thema des diesjährigen Denkmaltags. Anlass ist das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses, dessen Gründung den Beginn der klassischen Moderne markiert. Doch „modern“ waren zu ihrer Zeit etwa auch die gotische Kathedralen des Mittelalters.

Impuls. Karl Ernst Osthaus ließ nicht nur Folkwang-Museum und Hohenhof im Jugendstil erbauen, er plante eine ganze Künstlerkolonie. Dafür holte er neben Henry van der Velde u.a. Bauhaus-Architekt Peter Behrens nach Hagen, Auch wenn nur wenige Bauten entstanden, gingen Osthaus’ Bestrebungen als „Hagener Impuls“ in die Geschichte ein.

Eintritt frei in alte Gemäuer: Tipps zum Denkmaltag in der Region

Bauhaus-Karree in Duisburg
1929/30 baute der Architekt Emil Rudolf Mewes 161 Wohnungen im Bauhaus-Stil. Seit 1991 steht das Ensemble mit expressionistischen Einflüssen unter Schutz.
>>> Bauhauskarree, Kampstr./Ecke Kantstraße, Duisburg, am 8.9. von 11-17 Uhr geöffnet, Führungen: 11+14 Uhr.

Marienhäuschen in Essen-Gerschede
Klein, aber fein ist dieses Denkmal: Ein Bauer ließ 1784 eine Kapelle errichten, weil seine Schafherde von einem Gewitter verschont wurde. Heute beherbergt das Marienhäuschen eine Lourdes-Madonna.
>>> Marienhäuschen, Münstermannstr. 23, Essen, am 8.9. von 11-17 Uhr geöffnet

Freimaurerloge in Mülheim-Broich
1839 gründete sich in Mülheim-Broich die Freimaurerloge „Broich zur verklärten Louise“. Am Sonntag öffnet die Vereinigung ihre Logenräume und berichtet über die Geschichte der Freumauerei.
>>> Freimaurerloge Broich, Friedrichstr. 38, Mülheim. Am 8.9. von 10-17 Uhr geöffnet.

Zeche Monopol Schacht Grillo 1 in Kamen
Bergbau-Denkmäler dürfen am Sonntag im Programm nicht fehlen, dieses ist noch jung: Das Dreibock-Fördergerüst von 1966/67 steht für die letzte Entwicklungsphase dieser Konstruktionen.
>>> Zeche Monopol Schacht Grillo 1, Hans-Werner-Meyer-Str., Kamen. Am 8.9. von 11-17 Uhr geöffnet.