Münster. „Der kleine Prinz auf Station 7“ - eine mitreißende und anrührende Variete-Show, feierte im GOP-Theater Münster ihre viel umjubelte Weltpremiere.
Mit stehendem Applaus honorierte das Publikum die Schaffung des scheinbar Unmöglichen – die Verbindung zwischen der oftmals stillen traurigen Welt in einem Kinderhospiz und dem schrillen überschäumenden Geschehen in einem Variete-Theater.
Viele Monate haben die beiden Regisseure Markus Pabst und Pierre Caesar in Hannover und Berlin gemeinsam mit jungen Artisten das Konzept entwickelt, um „Der kleine Prinz“ - das Lieblingsbuch vieler Menschen – auf der Show-Bühne in „Station 7“ für alle Sinne erlebbar zu machen. Herausgekommen ist dabei weit mehr als nur ein Meisterwerk der Variete-Kunst: „’Der kleine Prinz auf Station 7’ ist ein Plädoyer für das Leben, gegossen in eine poetische Geschichte und spektakuläre artistische Bilder.“
Krankenhaus wird zum Ort voller Lust aufs Leben
Erzählt wird von Moritz (dargestellt von Tim Kriegler), der todkrank auf Station 7 in einem Kinderhospiz lebt. „Meine weiße Wüste“, nennt der blasse Junge sein letztes Zuhause. Und obwohl – oder gerade weil - er nicht mehr lange zu leben hat, verwandelt Moritz mit Hilfe seiner kranken Freunde, den Klinik-Clowns (Jarnoth und Maik Dehnelt) und dem „Kleinen Prinzen“ das sterile Krankenhaus in einen Ort voller Lust auf das Leben.
Dabei ist es dieses sensible und doch so kraftvolle Zusammenspiel der Künstler, das die Menschen vor der Bühne von Anfang an in seinen Bann zieht. Stark orientiert am Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery sieht auch Moritz die Welt mit einem eigenwillig faszinierenden Blick. Obwohl er ans Bett gefesselt ist und nur hin und wieder mit seinen Freunden das Krankenhaus im Rollstuhl erkunden kann, ist diese wackere Clique der Ausgebremsten mutig, hinterfragt Fragwürdiges, lässt Fakten wanken, widersetzt sich dem dumpfen Starrsinn und der farblosen Engstirnigkeit; schafft trotz aller Tristesse durch kraftstrotzende Phantasie, blühende Träume und mitreißende Vitalität eine helle Welt bunter Vielfalt.
Zu der grandiosen Musik von Jack Woodhead und Lukas Thielecke erschafft Ernesto Lucas HO mit seinem elektronischen Zeichenstift zarte Bühnenbilder voller Poesie, in denen Puppenspieler Jarnoth den kleinen Prinzen zum Leben erweckt.
So erkundet die fragile weiße Gliederpuppe die Planeten des Prinzen-Universums. Sie wird Zeuge, wie ein großer weißer Engel seine Flügel ablegt (Niklas Bothe), um dann am flirrenden Vertikaltuch in die Höhe zu steigen, während Moritz über seidige Stufen im Nichts verschwindet. Dabei trifft er auf den König ohne Volk, der nur sinnvolle Anweisungen gibt (Maik Dehnelt), auf die „Rose mit vier Dornen“ (Giulia Reboldi) und den Säufer (Toke Reimann), der im Cyr - um sich selbst drehend – trinkt, weil er vergessen will. Und er sich schämt, weil er trinkt. Und umgekehrt.
Dagegen setzt der scharf kalkulierende Geschäftsmann (Nathalie Wecker) extrem nüchtern auf den Kauf von „fünfhundert und eine Million“ Sterne. Was wiederum den Straßenlaternenanzünder (Ihor Yakymenko) wenig interessiert, denn er muss - weil sein Planet extrem geschrumpft ist - im Minutenrhythmus seine Laterne entzünden und wieder ablöschen: „Vorschrift ist Vorschrift“.
Völlig offen und mit viel Fürsorge agierte dagegen das komplette Ensemble, als sich Seiltänzerin Aniko Serfözö in der Vorpremiere das Knie verdrehte. Statt in die Waagerechte stieg Niklas Bothe an ihrer Stelle bei der Weltpremiere am Vertikalseil in die Senkrechte. Ein weiteres Ausrufezeichen für den Zusammenhalt im Team dieses „bahnbrechenden Variete-Entertainments“.
Unterhaltung für alle Generationen
„Station 7“ trifft mit voller Wucht: gemütvoll, beseelt, aber nicht kitschig. Es ist beste Unterhaltung für alle Generationen. „Station 7“ beweist: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Eintrittskarten für „Der kleine Prinz auf Station 7“ (noch bis zum 3. November 2019 im GOP Variete-Theater Münster), gibt es unter www.variete.de oder von Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr über die Ticket-Hotline 0251 490 90 90.