Düsseldorf. Der Düsseldorfer Kunstpalast widmet dem aus Dortmund stammenden Beuys-Schüler und Maler Norbert Tadeusz eine Schlaglicht-Ausstellung.

Norbert Tadeusz lernte in seiner Dortmunder Heimat gerade Schaufensterdekorateur, als ihm sein Ausbilder („du kannst doch so gut zeichnen!“) riet, zur Werkkunstschule zu gehen. Dort unterrichtete der „Junge-Westen“-Maler Gustav Deppe, der Tadeusz kurz darauf, 1961, an der Düsseldorfer Kunstakademie unterbrachte. Wo Tadeusz als einer der Ersten aus der Beuys-Klasse das Studium abschloss.

In Düsseldorf aber wurde er rasch zum künstlerischen Außenseiter. Ganz im Gegensatz zum Zeitgeist, der auf Abstraktion stand und dann auf kopfgeburtenstarke Konzeptkunst, malte Tadeusz Menschen. Frauen. Er, der heute als herausragender figurativer Maler der deutschen Nachkriegskunst gilt, beschäftigte sich anfangs noch intensiv mit eiszeitlicher Felsmalerei und der Theorie, dass aus ihr die Zeichen der chinesischen Schrift hervorgegangen seien. Und hier nimmt auch die kompakte, mit etwa 50 Werken schlaglichtartig vorgehende Tadeusz-Ausstellung im Düsseldorfer Museum Kunstpalast ihren Ausgangspunkt, die am heutigen Donnerstag eröffnet wird (und im nächsten Jahr nach Münster wandert).

Frauen in Dämonie und Körperlichkeit

Artisten unter der Malerkuppel: „Drei“ aus dem Jahr 2005.
Artisten unter der Malerkuppel: „Drei“ aus dem Jahr 2005. © Museum Kunstpalast / Norbert Tadeusz

Schon Beuys, dessen frühe Frauen-Zeichnungen sichtlich Einfluss auf den jungen Tadeusz nahmen, habe ihn auf Edward Hopper hingewiesen; aber auch die Farbfeldmalerei von Elsworth Kelly oder seines Freundes Blinky Palermo habe Spuren in Tadeusz’ meist sehr großformatigen Bildern hinterlassen, sagt Kay Heymer, der die Ausstellung als Leiter der Modernen Kunst im Museum zusammengestellt hat. Frauen in all ihrer Körperlichkeit und ambivalenter Dämonie wurden zu häufigen Motiven. In Italien, wo der Maler bald im Wechsel mit seiner Wahl-Heimat Düsseldorf lebte, fand Tadeusz in einer Schlachterei mit herumhängenden Kadavern zu seinem anderen Dauer-Motiv, dem schieren Fleisch, das weniger einem Francis Bacon nachempfunden war als zur Erkundung der Farbe Rot in möglichst vielen schillernden Varianten diente. Dabei glaubt Kay Heymer, dass in Wahrheit Gelb die Lieblingsfarbe des Künstlers gewesen sei, „deshalb malte er oft Stroh.“

Artisten in bizarren körperlichen Verdrehungen befanden sich nicht nur auf den Bildern von Tadeusz, sondern auch in seinem Atelier: „Ich kann nur malen, was ich gesehen habe“, lautet ja sein meistzitierter Satz Später mischten sich die Artisten-Leiber dann mitunter auch in die Szenen vom Palio, dem legendären italienischen Pferdewettkampf, den er Mal um Mal malte; ein halbstündiger sehenswerter Film aus seinem Atelier dokumentiert in der Ausstellung das Wachsen eines solchen Bildes im Jahr 2001, das ebenfalls in der Ausstellung hängt. Wie bei Seerosen- oder Heuhaufen-Bildern in gar nicht Manet’scher Manier herrschen auch hier völlig unrealistische, unmögliche, konstruierte Perspektiven. So offenbart diese Ausstellung den staunenswerten Kosmos Tadeusz – und lässt zugleich mehr wünschen: die große Retrospektive.

Norbert Tadeusz. Sammlung Kunstpalast Düsseldorf, Ehrenhof 4-5. Bis 2. Februar 2020; Eintritt: 10, erm. 8 Euro; Katalog im Museum: 24,90 Euro. 8. Mai-2. August LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster.