Essen. Regisseurin Carolina Hellsgård zeigt mit ihrem Zombie-Film „Endzeit“ eine Welt, in der Mensch und Natur eins werden – mit einigen Hindernissen.
Wer hätte jemals daran gedacht, dass Jena und Weimar einmal zu den vermutlich letzten Bastionen menschlicher Zivilisation gehören würden. Nun aber ist es soweit, denn vor zwei Jahren hat eine „Zombie-Apokalypse“ die menschliche Zivilisation so gut wie hinweggefegt. Immerhin aber arbeiten in Jena bereits Wissenschaftler an der Möglichkeit eines Heilmittels, während man in Weimar noch dabei ist, versprengte Zombies zu liquidieren.
Der Film „Endzeit“ mag auf den ersten Blick so wirken, als habe man die US-Serie „The Walking Dead“ tatsächlich in die neuen Bundesländer verlegt. Doch Regisseurin Carolina Hellsgård hat ganz anderes im Sinn, als das blutige Abschlachten hungriger Zombies.
Giraffen, Boten eines neuen Daseins
Basierend auf einer Graphic Novel der Weimarer Künstlerin Olivia Vieweg (auch Drehbuch), entfaltet die Regie eine Art Roadmovie, in dem sich zwei junge Frauen von Weimar nach Jena durchschlagen wollen. Spuren deutscher Klassik werden sie dort allerdings kaum noch finden. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die traumatisierte Vivi (Gro Swantje Kohlhof) in ständigem Schuldgefühl zu leben scheint, zeigt sich die düstere Eva (Maja Lehrer) als stramme Kämpferin. Viel zu tun hat sie eigentlich nicht. Mal kreuzt eine Art Zombie-Braut mit weißem Kleid ihren Weg, mal müssen sie tatsächlich rennen, weil sie auf der Mauer einer Talsperre plötzlich von einer riesigen Horde Untoter gejagt werden.
Aber all das sind Lappalien im Vergleich zum eigentlichen Anliegen dieses träumerischen Films, an dem fast ausnahmslos Frauen beteiligt waren. Worum es hier tatsächlich geht, das ist das langsame Zusammenwachsen von Mensch und Natur als Ergebnis einer weltweiten Apokalypse. Die Kamerafrau Leah Striker liefert dafür großartige Bilder vom Aufblühen und vom Vergehen, mal in gelb-orangefarbenem Licht, mal im Weichzeichner. Und mal auch so, dass die Giraffen noch ins Bild geraten, die hier wie Boten eines neuen Daseins wirken. Wie weit die Welt sich hier bereits im Umbruch befindet, das merken Vivi und Eva bei ihrer Begegnung mit einer seltsamen Frau (Trine Dyrholm), die sich „Gärtnerin“ nennt, kluge Sprüche von sich gibt und so etwas wie halb Mensch, halb Pflanze darstellt.
Ein deutscher Film, der ganz anders ist
Eigentlich sollte man froh sein, mal einen deutschen Film zu haben, der so ganz anders ist. Der sich an ein wohlfeiles Genre hängt und dann einfach abdriftet in ganz andere Dimensionen. Doch an irgendetwas hakt es immer, in diesem Fall sind es die Hauptdarsteller. Weder Gro Swantje Kohlhof mit ihrer verhuschten Vivi noch Maja Lehrers Eva mit ihrer steifen Aufgesetztheit vermögen in diesem Film wirklich zu fesseln. Was bleibt, ist die Schönheit der Bilder.