Köln. Kein Freund von Äußerlichkeiten, kein Freund von Worten: Paolo Conte konzentrierte sich in Köln ganz und gar auf sein immer noch intensive Musik.

Er ist kein großer Entertainer wie Chilly Gonzales. Und er ist auch kein großer Geschichtenerzähler und Lebensweisheiten-Verkünder wie Albert Hammond. Verglichen mit seinen Vorgängern, die Donnerstag und Freitag den Reigen der diesjährigen „Weltstars auf dem Roncalliplatz“-Konzerte eröffneten, ist Paolo Conte (82) geradezu ein großer Schweiger. Am Samstag, beim Abschluss der Open-Air-Reihe auf dem Areal zwischen Dom und Römisch-Germanischem Museum, sagt der Grandseigneur der Cantautori weder „Buona sera“ noch „Grazie“ oder „Ciao“.

In zwei Stunden, inklusive der 20-minütigen Pause, muss sich das Publikum mit eben so vielen (gesprochenen) Worten begnügen, wie Contes elf Musiker Vor- und Nachnamen haben. Deren hervorragende Leistung zu würdigen, ist ihm eine Herzensangelegenheit. 3000 Zuhörern am ausverkauften Abend um den Bart zu gehen, eher nicht. Ebenso wenig wichtig: ein schickes Outfit. Die Hose beult und beutelt, das Hemd spannt überm Bauch, das blauweiße Halstuch wirkt, als hätte er sich’s eben noch schnell auf dem Weg zur Bühne umgebunden.

Die Tanzlokale Lateinamerikas, die Bars von Montmartre

Umso mehr steht das im Mittelpunkt, um das es eigentlich geht: die Musik. Der Mann mit den grauen Haaren und dem grauen Schnauz ist unter den Sternen des Jazz geboren, die Tanzlokale Südamerikas sind ihm ebenso vertraut wie die Bars von Montmartre. Mal am Flügel, mal am Mikrofon stehend, besingt mit seiner warmen, tiefen, markanten, rauchig-rauen Stimme die Komödie des Lebens, die Wonnen des Tanzens oder den in Italien grassierenden Snobismus. Changierend zwischen Ironie und Nostalgie, zwischen Tempo und Tragik, gestern und heute.

„Come di“ kommt, neu arrangiert, wunderbar swingend daher, „Max“ steigert sich zum Klangteppich, der instrumental so zauberisch dicht und fein bestickt ist, dass er fliegen kann, „Diavolo Rosso“ wird als Feuerwerk der Soli in Szene gesetzt. Wenn Conte seine Musiker mit sanften Handbewegungen begleitet, sieht das so aus, als wolle er sie streicheln. Sie haben es allerdings auch wirklich verdient.