Essen. Ein Gigolo zur Problemlösung. Wann geht das schon gut? Der diese Woche startende Film „Es gilt das gesprochene Wort“ erzählt davon.
Marion wird umdenken müssen. Bei der erfahrenen Pilotin auf Linienflügen wurde Brustkrebs diagnostiziert, und auch nach erfolgreicher Operation wird sie den bisherigen Job an den Nagel hängen müssen. Um die schlechte Nachricht zu verdauen, unternimmt sie mit ihrem verheirateten Liebhaber einen Urlaubstrip nach Antalya.
Hier wird eines Abends von Baran angesprochen, der in einem Lokal als Gigolo arbeitet. Baran ist desertierter Soldat, derzeit ohne Papiere. Er kann das Land nur verlassen, wenn er eine Ausländerin findet, die ihn ehelicht und mit in ihre Heimat nimmt. Dazu erklärt Marion sich nach einem Streit mit ihrem Freund und einigen Stunden innerer Einkehr bereit. Tiefere Gefühle kommen für sie allerdings nicht in Frage.
Anne Ratte-Polle steht im Mittelpunkt des Films „Es gilt das gesprochene Wort“
Eine Frau, die sich nicht von Männern auf der Nase tanzen lässt; Anne Ratte-Polle agiert in ihrer neuen Filmrolle wahrlich selbstbestimmt. Ein stimmiges Erklärungsmuster ihrer Entscheidungen ergibt sich daraus nicht. Regisseur Ilker Catak und Schriftsteller Nils Mohr wollten nach ihrer furiosen ersten Zusammenarbeit „Es war einmal Indianerland“ einen Hindernisparcours entlang brisanter Gesellschaftsthemen und ebenso unterfütterter Figurenkonstellationen aufzäumen – und haben sich weitgehend verhoben.
Dass Marion rund 15 Jahre älter ist als der orientalische Baran (Ogulcan Arman Uslu) bleibt ebenso Schlagzeile wie Marions lesbische Ärztin, oder dass Baran fürs Geldverdienen keine moralischen Hürden zu kennen scheint. Zur Konfliktüberdosis gesellt sich die unkluge Idee, mit der Hochzeit anzufangen und die Ereignisse davor erst dann zu erzählen, was viele Szenen ihrer Spannung beraubt. Dieser Film ist in Buch und Machart zu – deutsch.