Kleve. Die Sommerausstellung im Museum Kurhaus stellt neue und alte Werke des Hauses vor. Darunter die „Männerakte auf Stämmen“ von Stephan Balkenhol.
Zeigen, was man Neues hat und wiederentdecken, was man besitzt – das ist der rote Faden, der sich durch die Sommerausstellung im Museum Kurhaus Kleve zieht. Bis Mitte/Ende September die US-Neuentdeckung Lucas Blalock mit seinen Fotografien erstmals in Europa eine Einzelausstellung bekommt, kann das Kurhaus Sammlung und Neuerwerbungen mal so richtig ausbreiten. Im Frühjahr bereits hat man die großformatigen Arbeiten in Wandelhalle, Pinakothek und Gartensaal neu arrangiert, jetzt wird in den kleineren Räumen ausgepackt, was noch so in den Depots schlummert.
Mal eben alle Schätze auf dem Parkett ausbreiten und dann auswählen? Leider nein!
Alle Schätze des Hauses auf dem Parkett ausbreiten und dann mal schauen, was man sich für die nächste Zeit an die Wände hängt – so geht es leider nicht. Die Werke lagern in verschiedenen Depots und den Technikern ist es auch kaum zuzumuten, die häufig voluminösen Arbeiten mal eben probehalber hin und her zu schleppen. Und obwohl Museumsdirektor Harald Kunde seinen Bestand gut kennt, ist auch für ihn manche Überraschung dabei.
Wie beispielsweise die Arbeit “Man“ von Denise Green, auch eine Schenkung an das Klever Haus. „Dass das ein so fantastisch leuchtendes Rot ist, wusste ich gar nicht“, meint Kunde. Nun hängt sie mit einer Studienserie von Mark Tansey, und Werken von Alex Katz und Dirk Skreber in einem Raum, der eigentlich der gegenständlichen amerikanischen Malerei gewidmet sein sollte – aber durch zwei große abstrakte Werke von Richard Serra erst seine Spannung bekommt.
Prof. Kunde scheut dabei auch vor großen Worten nicht zurück: „Das ist jetzt unser Moma-Raum“, sagt er mit leisem Lächeln und präsentiert im Obergeschoss neue erworbene Arbeiten von Katharina Fritsch, Andreas Schmitten, Pia Fries und Olaf Holzapfel: Statt enzyklopädischer Flut wuchert das Haus in Kleve mit exemplarischen Werken namhafter moderner Künstler – und kann, wie im Fall Gerhard Richter oder Yves Klein – mit Frühwerken aufwarten, die oft schon den Nukleus der später hochgepriesenen und hochpreisigen Arbeiten in sich tragen. Das gilt auch für Holzapfel: „Seine Skulpturen haben wir zum Glück bereits erworben, ehe er auf der Dokumenta gezeigt wurde“, sagt Kunde.
Das Land NRW, die Förderstiftung des Museums und der Freundeskreis sind meist die Geldgeber für Neuerwerbungen. Und Kunde und sein Team sind offensichtlich erfolgreich darin, den ausstellenden Künstlern der letzten Jahre die Visite in Kleve so angenehm zu machen, dass sie auch das ein oder andere Kunstwerk dem Museum überlassen haben – oder zumindest den Ankauf ermöglichten. So ist jetzt beispielsweise Steven Prina mit zwei zusammenhängenden Werken zu sehen.
Auch Stephan Balkenhol hat für einige Monate wieder einen prominenten Platz im Museum. Seine aus Douglasien herausgearbeiteten vier Männerakte starren jetzt auf 16 nackte Frauen – ebenfalls von Balkenhol und 1994 entstanden.
Vor allem aber bietet die Sommerausstellung die Chance, viele großartige Fotokünstler wieder zu entdecken wie Thomas Ruff, Andreas Gursky, Tata Ronkholz, Reinhard Mucha, Wolfgang Tillmanns, Matthais Hoch oder Thomas Struth. Völlig neu sieht man in Zeiten des Klimawandels auch die Serie von Flugzeugbildern, die Peter Fischli vor knapp 30 Jahren erstellte.
Besonderes Schmuckstück: Ein Ausstellungsraum für Lothar Baumgarten
Ein besonderes Schmuckstück ist ein Ausstellungsraum, der sich den Arbeiten des im Dezember verstorbenen Künstlers Lothar Baumgarten widmet, der eine schwarz-weiße Fotoserie aus dem venezolanisch-brasilianischen Urwald mit zwei Farbaufnahmen kontrastiert. „Diesen Raum konnten wir genauso rekonstruieren, wie er bei seiner Ausstellung 2006 war“, erklärt Kunde. Damals sei die Hängung genau vermerkt worden.
Man darf mal vorsichtig davon ausgehen, dass in diesem Sommer auch mal jemand mit dem Smartphone die Wände der Sommerschau dokumentiert. Für ein weiteres Wiedersehen und Neuentdecken in der Zukunft.
Museum Kurhaus Kleve, Tiergartenstraße 41, di-so 11 bis 17 Uhr, 10 Euro, www.museumkurhaus.de