Essen. Ein Drittel des Budgets ging für die Musikrechte drauf: Regisseur Danny Boyle zeigt in „Yesterday“ eine Welt, die die Beatles vergessen hat.

Es sind nur zwölf Sekunden, in denen in dieser Nacht weltweit der Strom ausfällt. Aber danach ist nichts mehr so, wie es einmal war. Zumindest nicht für den wenig erfolgreichen Singer/Songwriter Jack Malik (Himesh Patel). Der bemerkt plötzlich, dass offenbar niemand mehr etwas mit dem Namen Beatles anfangen kann. Google bietet dem verzweifelten Musiker bei der Suche nach „Beatles“ nur Käfer an, John und Paul laufen unter Päpste. Danny Boyles neuer Film „Yesterday“ beginnt also mit einem Mann, der die Welt nicht mehr versteht, aber das Beste daraus macht.

Der versierte Regisseur Boyle und sein nicht weniger bekannter Drehbuchautor Richard Curtis („Notting Hill“) sind hier angetreten, um der Welt zu zeigen, dass die Strahlkraft der Beatles selbst vor einem möglichen Paralleluniversum nicht Halt macht. Jack beginnt spielerisch, zupft zum Spaß „Yesterday“ in die Runde und muss erfahren, welch enorme Wirkung das hat. Auch Elli (LiIy James), die Freundin aus Kindertagen und jetzt seine „Managerin“, sieht für ihn mit solch einem Song endlich den Durchbruch kommen. Also hockt sich der Musiker hin und versucht, sich an so viele Beatles-Texte wie möglich zu erinnern. Es gibt ja nichts mehr, was ihm dabei helfen könnte.

Selbst Ed Sheeran klopft an

Der Aufstieg kommt denn auch wie bestellt. Die Spielorte werden immer größer, in denen Jack die kopierten Songs reihenweise herauslässt. Man ist als Zuschauer zwar erstaunt, dass die Jugend dieser verkehrten Welt selbst bei den Frühwerken der Fab Four aus dem Häuschen gerät. Schließlich kennen sie auch Coldplay, haben aber von Oasis noch nie etwas gehört. Dafür umso mehr von Ed Sheeran. Der nämlich klopft eines regnerischen Abends persönlich an Jacks Tür und bietet ihm das Vorprogramm seiner Tournee an. Doch schon der erste Auftritt macht klar, wer hier der eigentliche Star ist.

Die Regie hat gut daran getan, Himesh Patel die bekannten Stücke live singen zu lassen, was der Musik einen oft eigenwilligeren Sound verleiht. Dieser Wohlfühlfilm huldigt dem Genie der Beatles in vollen Zügen. Doch Regie und Drehbuch wissen auch, wann es genug ist. Des Nachts plagen Jack bereits Schuldgefühle, weil ihm immer deutlicher wird, dass er nur gestohlenen Ruhm ausbeutet. Also gibt es als Nächstes einen Auftritt auf dem Dach eines kleinen Strandhotels, wo Jack sein „Help“ herausschreien kann. Schöner kann man die Parallele zum letzten Auftritt der Beatles auf dem Dach von Apple Records am 30. Januar 1969 sicher nicht gestalten.

Wohlgefühl wird über Gebühr strapaziert

Wir haben hier einen Film, den man schon allein der Musik wegen mögen muss. Und auch der vielen kleinen Dinge wegen, die nach und nach als Folge des Stromausfalls zu Tage treten. Nur das Ende, das will einfach nicht passen. Das Wohlgefühl wird in den letzten Sequenzen über Gebühr strapaziert – und dann taucht auch noch ein Fremder auf, der einem seltsam bekannt vorkommt, über den wir aber schweigen möchten.