Ruhrgebiet. Hier sitzt man nie im falschen Film: Bei den Filmschauplätzen spielt auch die Kulisse eine Rolle. Wir stellen die Spielorte im Revier vor.

Der wahre Fan-Kern deutet den Titel seines Lieblingsfestivals so, dass man an besonders schönen Abenden schauen muss, dass man gute Plätze bekommt. Aber natürlich meint „Filmschauplätze“ etwas ganz anderes. Das kostenlose NRW-Kinofest sucht für seine Filme im Freien den passgenauen Ort zum Leinwandereignis. In gut drei Wochen geht es los. Aus dem Programm, das vom Rhein bis ins tiefe Westfalen reicht, haben wir die Revier-Perlen herausgefischt.

Baggern in Herne

Ein Kulturzentrum, dessen Adresse „Straße des Bohrhammers“ lautet, ist für diese Geschichte zwischen harter Arbeit und dem Glück, sein eigener Künstler zu sein, wie gemacht. So siedelt die Geschichte des Braunkohle-Baggerführers „Gundermann“, der mit seiner Kunst auch für die Stasi interessant werden sollte, zur Eröffnung der diesjährigen Filmschauplätze am 18. Juli an Hernes Flottmannhallen. Im Vorprogramm singt Thorsten Siltmann Lieder von Reinhard Mey.

Melancholie am Kanal

Ein melancholischer Film über alternde Künstler in der Sommerfrisch - ist bei den Filmschauplätzen 2019 nah am Wasser gebaut. Denn der Dorstener Bürgerpark Maria Lindenhof liegt zwischen Lippe und Wesel-Datteln-Kanal. Das schmucke, erst 2018 wieder wachgeküsste Areal hat ein eigenes Amphitheater - seine Gäste am 26.7 sind auf der Leinwand in „Ewige Jugend“ große Stars mit langen Karrieren: Jane Fonda, Michael Caine und Harvey Keitel.

Zoff vor freundlicher Kulisse

Das Parkbad Süd in Castrop-Rauxel firmiert unter dem charmanten Titel „freundlicher Veranstaltungsort“. Daran könnten sich die Typen, die finden, dass Adolf nun wirklich kein putziger Name für ein Neugeborenes ist, ein Beispiel nehmen. Sie kennen den Film?! „Der Vorname“ schenkte dem deutschen Kino 2018 trotz des starken französischen Vorbildes einen brillant gespielten Komödienerfolg. Das Wiedersehen mit Florian David Fitz, Christoph Maria Herbst, Karoline Peters und Iris Berben gibt es am 5. August.

Ove besucht Osterfeld

„Schiebermütze, Windbluse und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“. Dass der Held eines solchen Films ausgerechnet den Auftritt Oberhausen-Osterfeld wählt, könnten Lokalpatrioten den Filmschauplätzen übelnehmen. Aber eigentlich ist „Ein Mann namens Ove“ auf den zweiten Blick schwer in Ordnung, womit die Oberhausener also doch noch ein Kompliment erhalten. Zu bestaunen auf dem Marktplatz am 7. August.

Wo Bier im Baumhaus fließt

Auch dieser Schauplatz passt, gebändigte Wildnis gewissermaßen: Wo das Bistro des Kletterparks in Velbert-Langenberg „Baumhaus“ heißt, da sollte Mogli sich am 8. August doch wie zu Hause fühlen. Nicht der Disney-Trickfilm, sondern Jon Favreaus für seine Spezialeffekte mit einem Oscar gepriesenes „Dschungelbuch“ ist dort nach Sonnenuntergang vor waldiger Kulisse zu sehen. Und falls es nachher im Gebüsch raschelt: Das ist ganz sicher nicht Shir-Khan!

Lange Nase auf dem Hügel

Das Finale der diesjährigen Filmschauplätze spielt in Recklinghausen. Wer da konzeptionell nicht die Ruhrfestspiele im Kopf hat, vergibt einen dramaturgischen Elfmeter. Ganz theatralisch sitzt das Publikum also am 28. August ein letztes Mal in diesem Sommer auf dem Rasen vor dem Festspielhaus, wenn Cyrano de Bergerac ihm eine lange Nase dreht. Alexis Michaliks „Vorhang auf für Cyrano“ ist sozusagen ein „Making Of“-Film, der sich vor allem um den Dramatiker Edmond Rostand dreht. Wem der Blick hinter die Fassade der Bühnenwelt nicht genügt: Im Vorprogramm simuliert die benachbarte Sternwarte den nächtlichen Sternenhimmel schon um 19h.

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Mit lokalen Partnern schultert die Filmstiftung NRW die „Filmschauplätze“. 2018 gab’s mit 22.000 Gästen einen Rekord.

An jedem der 19. Filmschauplätze wartet ein Vorprogramm.

Es gibt einen passenden Kurzfilm und von Live-Musik bis zum geführten Stadtspaziergang lokale Überraschungen gratis dazu.

Der Eintritt ist frei. Der Hauptfilm beginnt mit Sonnenuntergang. Gesamtprogramm unter www.filmschauplaetze.de