Duisburg. Der britische Künstler Julien Opie zeigt seine „Walking Figures“ in Duisburg.

Mit Julian Opie hat das Duisburger Lehmbruck-Museum einen Künstler zu Gast, der das urbane Leben in der digitalen Gegenwart einfängt, und dessen Arbeiten zugleich tief in der Kunstgeschichte wurzeln. Seine „Walking Figures“ sind stets vorwärts laufende Personen, die er selbst in der Tradition altägyptischer Figuren mit ihrer typischen Schrittstellung sieht. Traditionell sind sie aber keineswegs. Eine der jüngsten von insgesamt sieben überlebensgroßen Metallstatuen, die Opie in der transparenten Glashalle des Museums platziert hat und erstmals ausgestellt wird, heißt „Daisy print“ – und zeigt eine junge Frau im pinkfarbenen Blümchen-Anzug, die im Gehen auf ihr Smartphone schaut. Die andere, „High waist Shorts“, ist bauchfrei und in knappen Shorts unterwegs. Lächelnd erkennt man in ihnen Straßenszenen wieder, die noch gar nicht so lange alltäglich sind.

Teilnehmer der Documente 8 und der Biennale 2017 in Venedig

Als einer der weltweit bekanntesten britischen Künstler ist der 1958 in London geborene Künstler, unter anderem Teilnehmer der Documenta 8 oder der Biennale 2017 in Venedig, von der Zeichnung kommend als Bildhauer berühmt geworden. Und einer der namhaftesten, die das Museum in der seit 2014 laufenden Reihe „Sculpture 21st“ ausstellt. Dass Lehmbrucks „Schreitende“ nebenan gezeigt wird, unterstreicht die Bedeutung des Motivs des bewegten Körpers in der Bildhauerei.

Julian Opie im Lehmbruck-Museum.
Julian Opie im Lehmbruck-Museum. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Opie, der auch schon CD-Cover etwa für die Band Blur gestaltet hat, findet seine Figuren in der Realität, stets sind Fotografien oder Filmaufnahmen der Ausgangspunkt. Die sieben Männer- und Frauenskulpturen, die er nach Duisburg gebracht hat, fand er in Melbourne. Erstaunlich, wie es ihm gelingt, bei aller Vereinfachung Individuen zu zeigen. In klaren, präzisen Linien und farbig kontrastreich stets in Seitenansicht „gezeichnet“, erinnern sie an Cartoonfiguren. Die lackierten Körper aus Aluminium messen 2,30 bis 2,60 Meter und sind 36 Zentimeter tief, so dass sie frei stehen können. Schwarz Linien auf weißem Korpus, weiße auf grün, schwarze auf gelb ergeben sie eine Gruppe von Passanten, die hastig vorbeizueilen scheinen: Ein Mann mit Bauchansatz und Spitzbart, eine Frau mit Kleid und Hut, eine Vollschlanke mit Brille, anonyme Menschen, die man im Vorübergehen blitzschnell erfasst und sich einprägen.

Das Lehmbruck sei ein „überwältigendes Museum“, sagt Julien Opie

Außerhalb der Glasfassade dieses „überwältigenden Museums“, wie Opie sagt, zeigt er als korrespondierende Arbeit die ebenfalls erstmals ausgestellte, leuchtende LED-Skulptur „Amelie, Jeremy, Theresa Sam“. Diese vier Mitarbeiter hat Opie für die Skulptur aufs Laufband geschickt, gefilmt und grob gepixelt. Nicht athletisch in Sport-, sondern locker in Alltagskleidung laufen die „Runner“ unaufhörlich, stetig fließend um den quadratischen Sockel. Um pünktlich zum Termin zu kommen? Um den Bus zu erreichen? Sie laufen nicht dem Leben hinterher. Sie bewegen sich jetzt gerade mitten drin.