Dortmund. . Da vermisste niemand Kulisse und Opernvorhang. Bei Dortmunds Klangvokal-Festival geriet die konzertante Aufführung der Perlenfischer zum Triumph

Georges Bizets exotische Dreiecksgeschichte „Les Pêcheurs des Perles“ (Die Perlenfischer) wartete beim Dortmunder Klangvokal-Festival mit einem musikalischen Niveau auf, das den fehlenden szenischen Rahmen vergessen ließ. Im ausverkauften Konzerthaus hörte man Freitag – in der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem WDR – eine Idealbesetzung für die vier anspruchsvollen Solo-Rollen, wozu sich als weiterer „Star“ des Abends der grandiose Rundfunkchor des WDR gesellte, der die großen Chor-Partien so kultiviert und dennoch druckvoll ausführte, wie man es im Opernalltag selten erleben darf.

Wenn dann noch ein erfahrener und mit allen Wassern der romantischen Oper gewaschener Dirigent wie Friedrich Haider am Pult des vorzüglich aufspielenden WDR Funkhausorchesters agiert, steht einem kulinarischen Ereignis erster Güte nichts mehr im Wege. Haider saugt das exotische Kolorit, die lyrischen Schönheiten, aber auch die dramatischen Akzente treffsicher und farbig aus der wertvollen Partie. Und die Solisten strahlen selbst ohne Bühnenkostüm eine faszinierende Präsenz aus.

Beim Klangvokal-Festival Dortmund darf §Les Pêcheurs des Perles“ schon jetzt als ein Gipfel des Jahrgangs gesehen werden

Das gilt auch für den kurzfristig eingesprungenen Tenor Sergey Romanovsky als Nadir, der mit seiner flexibel und mühelos ansprechenden Stimme sowohl die weitgespannten Legato-Bögen seiner Arien bruchlos zu spannen als auch die Spitzentöne sicher zu treffen vermag. Grandios auch Ekaterina Bakanova als Leila, die die schmerzlichen Gefühle ihres Parts mit silbriger Leuchtkraft zum Ausdruck bringt. Und David Bizic als Zurga liefert mit seinem warmen, makellos geführten Bariton ein mitreißendes Psychogramm des zwischen Liebe, Eifersucht und Rache zerrissenen Perlenfischers.

Die Begeisterung des Publikums für die konzertante Aufführung eines nicht sonderlich populären Werks fand kaum Grenzen.