Essen. . Die Mezzosopranistin Elīna Garanča war in Essens Philharmonie zu Gast – und hat das Publikum begeistert. Zum Schluss gab es Standing Ovations.

Es muss nicht immer das hohe „c“ sein und auch keine Koloraturakrobatik à la Donizetti, um das Publikum von den Stühlen zu reißen. Elīna Garanča schaffte es in der vielleicht weniger spektakulären, aber nichtsdestoweniger dankbaren Mezzosopran-Lage mit einem verwegenen Mix aus Verdi-Oper und schwungvoller Zarzuela.

Eine Goldkehle für alle Fälle hat diese herausragende lettische Sängerin: der strömende, cremig-gerundete Wohllaut ist das, der sich in den Eboli-Arien aus „Don Carlos“ reintönend wie ein Blasinstrument ausnimmt. Quer durch die Register von der satten Altgrundierung bis in die frei schwingenden Spitzen, durchschlagskräftig und raumgreifend, aber ohne jede Schärfe. Da kamen früh die ersten begeisterten Brava-Rufe in der vollbesetzten Essener Philharmonie.

Innige Liebe und Legato-Schmelz

Mehr noch in dem von der „leichten“ Muse geprägten zweiten Teil des Programms, in dem sich ein von inniger Liebe und Legato-Schmelz erfülltes „T’estimo“ von Grieg und die sonnige italienische Canzone eines Stanislao Gastaldon die Hand reichten – auf den Flügeln des Gesangs.

Beflügelt spielte auch die NDR Radiophilharmonie unter der souveränen Leitung von Karel Mark Chichon auf mit einer Bandbreite von Verdis Schicksalsmacht bis zu Franz von Suppés „Leichter Kavallerie“: So einen Bogen muss man erst mal spannen! Und das exzellent präzise, dramatisch inspiriert oder wunderbar lärmend, alles andere als ein Pausenfüller zwischen den Gesangsnummern.

Beste Unterhaltung mit Elīna Garanča

Dazu Wiener Neujahrsschwung, nicht von Johann Strauß sondern einem gewissen Federico Chueca. Beste Unterhaltung, erst recht, als sich Elīna Garanča mit „No puede ser“ und „Granada“ in die Männerwelt von Carreras und Domingo einmischte – stimmlich ebenbürtig, aber viel sensibler.

Zugaben und Standing Ovations am Schluss, was denn sonst?