Essen. Alle Jahre wieder stellt sich die Frage: Was schenken? Wir präsentieren unsere Tipps für den Gabentisch: Bücher für Läufer, Angler und alle, die nicht lesen, aber mitreden wollen - elf Buchpräsente für jeden Geschmack.

Was schenken? Klar, ein Buch – Blätter, die die Welt bedeuten. Und wer jenseits der Bestenlisten und Buchhandelsketten sucht, findet garantiert ein Papierpräsent wie maßgeschneidert – wir helfen.

Für Läufer

Atemlos lässt dieses Buch seine Leser zurück: Emil Zatopeks atemberaubende Karriere als Langstreckenläufer verbindet sich aus Sicht des Franzosen Jean Echenoz mit dem Atem der Geschichte: Der Roman Laufen (Berlin Verlag, 126 S., 18 Euro) erzählt, wie Tschechiens erster Vor-Läufer unterwegs alle Rekorde bricht – und daheim nach seiner frühlingsgefühligen Rede 1968 in Prag Fußfesseln erhält. Da konnte die Welt erleben, wie der Sozialismus sich verrennt.

Für Angler

Mit seinem Roman Überm Rauschen (C.H.Beck, 267 S., 17,90 Euro) hätte Norbert Scheuer beinahe den Deutschen Buchpreis abgefischt. In der Eifel begibt sich der Autor an die Quelle des Seins, sein sprachlich eiswasserklarer Roman lexikalisiert Äschen, Barben, Hechte, Groppen und erzählt mit Tiefgang vom Angeln nach Glück. Wer hier nicht anbeißt, hat kein Herz.

Für alle, die nicht lesen, aber mitreden wollen

Die neue deutsche Nobelpreisträgerin Herta Müller ist in aller Munde; aus ihrem eigenen Mund erfahren wir die Wahrheit: Die Geschichte(n) ihrer Kindheit im rumänischen Banat erzählt sie selbst, frei und ohne Manuskript, im beeindruckenden Hörbuch Die Nacht ist aus Tinte gemacht (supposé, 116 Min., 24,80 Euro). Ihre leicht zögernde Ausdrucksweise, das hart rollende „R", verstärken den Eindruck der Fremdheit. Intensiv, beeindruckend.

Für alle, die weiterdenken

Was uns in Zukunft wärmt, erörtert Frank Schätzing im Bestseller „Limit". Was wir essen werden, treibt die Kanadierin Margret Atwood um, die sich seit Jahrzehnten um den Planeten sorgt. In Das Jahr der Flut (Berlin Verl., 478 S., 22,70 Euro) versuchen „Gottesgärtner", die von Gen- und Pharmatechnik gesteuerte Gesellschaft zu bekehren. Bitter.

Für Krimi-Gourmets

Richtig lecker: Der Schotte Martin Walker lebt im französischen Perigord – und fand dort ein Erfolgsrezept für eine neue Krimireihe. Erster Teil: Bruno, Chef de Police (Diogenes, 338 S., 19,90 Euro). Bruno, der einzige Polizist im Dorf, ein gut aussehender Junggeselle mit einem Faible für Vin de Noix, Foie Gras, Rillette und – schönen Frauen. Ein Ermittler zum Anbeißen.

Für Konsumenten

Bildschön

Für Kinderbeschenker

Ein Kinderbuch als Herausforderung für vorlesende Eltern: Es gibt eine Stelle nach der anderen, an der man die aufgestaute Heiterkeit zur vollen Entfaltung kommen lassen muss: sich scheckig lacht.

Der Sultan, der „große Meister mit schwarzem Gürtel im Überhauptnichtstun" sitzt Tag für Tag auf seinem Kissenberg. Und dem Kotzbrocken, der unten hockt, mag man die schlechte Laune gar nicht recht verdenken – schließlich ist er der dumme Diener und muss dem Sultan mit der Seilwinde alles Mögliche nach oben kurbeln: Mal das Essen, mal seine rund hundert Haremsdamen, eine nach der anderen. Und Mal um Mal, sssssippp, saust irgendwas nach unten, weil der Diener die Seilwinde wieder nicht richtig festgehalten hat. (JD)

Claudia Schreiber (Text), Sybille Hein (Ill.): Sultan und Kotzbrocken. C. Hanser Verlag, 88 S., 13,90 Euro

Nach dieser Lektüre erscheint der Supermarkteinkauf wie ein kostenpflichtiges Amüsement: David Wagners Debüt Vier Äpfel (Rowohlt, 158 S., 17,90 Euro) wiegt Träume aus und klebt Preisschilder an Ideale – ein Gang durch die Warenwelt als Prosaskizze. Frisch und originell.

Fürs Herz

Andrew Sean Greer erzählt die Geschichte einer Ehe (S. Fischer, 256 S., 19,95 Euro) als große, melancholische Frage: Wie gut kennen wir die Menschen, die wir lieben?

Für Computermenschen

Frank Schirrmacher hat verstörende Theorien dazu, was das Internet mit uns machen wird. Terezia Mora beschrieb es bereits: In Der einzige Mann auf dem Kontinent (Luchterhand, 384 S., 21,95 Euro) spiegelt sie in der Figur eines dicklichen IT-Experten die überinformierte, desorientierte Gesellschaft. Eine grandiose Fahrt in der Zeitgeisterbahn.

Für neue Eltern

Ratgeber schenken kann jeder. Doch nicht die Bereitung öko-guten Babybreis oder die Frage früher Förderung bringt Eltern schier um – sondern mangelnder Schlaf . Haruki Murakamis gleichnamige Erzählung, die dem Mangel an Nachtruhe surreale Seiten abgewinnt, wurde jetzt im Dumont-Verlag (78 S., 14,95 Euro) fein illustriert von Kat Menschik. Zum Wachbleiben!

Für alle (auch die Kleinen)

Wo kommen wir her? Grandios beantwortet diese Frage das Sachbuch Evolution , das Wissenschaftsjournalist Douglas Palmer schrieb (Gerstenberg, 367 S., 49,90 Euro). Ein Zeitstrahl über 200 Seiten, Texte über fossile Fundstätten und viele Stammbäume bestätigen die alte These: angelsächsische Sachbücher sind die lebendigsten.

Für Wunschlose

Ein Buch, das jenen recht gibt, die sich „gar nichts" wünschen – weil sie so dem Albtraum der Erfüllung entgehen. Thomas Glavinic hat das Kleingedruckte auf dem Wunschzettel unserer Seele gelesen und schenkt uns einen virtuos erschreckenden Roman: Das Leben der Wünsche (Hanser, 320 S., 21,50 Euro). Bücher zuhauf – wir helfen beim Finden.