Düsseldorf. . Die lettische Mezzosopranistin begeistert in Düsseldorf bei der Aufführung mit der NDR-Radiophilharmonie auch mit spanischen Zarzuelas.
In der Weltspitze der Opernstars wird Elina Garanca genauso hoch gehandelt wie Jonas Kaufmann oder die Netrebko. Während sich Letztere in Düsseldorf noch nie hat blicken lassen, singt die lettische Mezzosopranistin seit 2007 in unregelmäßigen Abständen an den Rhein. Und faszinierte jetzt in der dicht besetzten (nicht ganz ausverkauften) Tonhalle mit dramatischen Arien aus Verdis „Don Carlo“ und Cileas „Adriana Lecouvreur“ und Liebes-Gesängen aus spanischen Zarzuelas.
Leckerbissen aus der neuen Scheibe „Sol y Vida“
Einem Genre, das die große Blonde aus Riga und Wahl-Wienerin für sich entdeckt und jetzt auf CD eingespielt hat. So heißt ihre neue Scheibe „Sol y Vida“ (Sonne und Leben), aus der sie Leckerbissen zum Besten gab. Nach dem Konzert signierte sie Madame mit Ehemann Karel Mark Chichon, der als Dirigent der NDR-Radiophilharmonie ein Höllentempo abverlangte und den Musikern markantes spanisches Kolorit entlockte. Für die stürmischen, stehenden Ovationen am Ende bedankte sie sich daher mit einer Zarzuela und „Granada“. Ein Gassenhauer, den die Garanca durch zarte Lyrismen und verschwenderisch leuchtenden Höhen noch veredelte.
Es stimmt einfach alles bei der gertenschlanken Garanca
Garancas ausbalancierte, geschmeidige und gesunde Stimme strahlt, wie sie selbst. Ihr Look: zunächst in langer grüner Seide, in den spanischen Liedern in marmoriertem Rot-Schwarz. Erhabene Eleganz, Anmut und raumgreifende Präsenz: Sobald sie einen ersten Ton ansetzt, scheint es, als ob Lady Elina die Tonhalle bis in die Kuppel füllt. Es stimmt einfach alles bei der hochgewachsenen, gertenschlanken Garanca, die mit 42 auf dem Höhepunkt ihres sängerischen Könnens angelangt ist, längst in der New Yorker Met und anderen Musentempeln (Wien, London etc.) gefragter Gast ist, sich aber davor hütet, zu viel zu singen.
Strahlkraft und Sinnlichkeit vereint sie so wie nur wenige
Makellose Stimmführung, Auf- und Abschwellen und prächtiges, unaufdringliches Volumen besonders im hohen Register. Dunkle, kontrollierte Tiefe, die plötzlich in finstere Gemüts-Gewitterwolken abhebt. Selbst die vertrackten Koloraturen in der Schleierarie der Prinzessin Eboli (2. Akt Don Carlo) meistert sie selbstverständlich, ohne hörbare Anstrengung. Ebenso Cileas „Ecco, respiro“. Und Ebolis Schicksalsarie („O Don Fatale“), vor der manche Mezzosoprane wegen der dramatischen Attacken und geschleuderten Spitzentöne zittern, gelingt der Garanca wie in einer Model-Aufnahme. Strahlkraft und Sinnlichkeit vereint sie so wie nur wenige.
Sonne und mediterranes Lebensgefühl versprüht sie nach der Pause in Canzonen und Zarzuelas, die fern von Fallhöhe der Verdi-Arien liegen. Sie umhüllt den Herz-Schmerz und säuselnden Liebes-Kitsch mit fließender Seide, verzichtet auf Schluchzen und Schmäh, phrasiert raffiniert und erhebt so Folklore zu einem Kunstlied. Wandlungsfähig und stilsicher leistet sie sich sogar, ein Liebeslied (No puedo ser) für Tenor zu singen. In feinem Deutsch (leicht Wienerisch eingefärbt) erzählt sie, warum: Als Domingo es sang, habe sie sich in die Arie verliebt. Und von der Komponistenfamilie die Aufführungsrechte erworben.
Wen wundert’s, dass Garanca und ihr Mann danach so richtig abräumen.