Essen. Zum Stil einer "guten" Konversation gehörte schon am Königshofe eine gewisse Etikette, man sollte sich "anständig" und "vernünftig" benehmen. An Verhaltensgrundsätze virtueller Kommunikation war damals freilich nicht zu denken. Das ist heute – nicht nur bei DerWesten – anders. Eine Historie.

Am französischen Königshofe hatte man sich zu benehmen. Und zwar angemessen. Dafür gab es im 18./19. Jahrhundert eine gewisse Etikette – französisch: étiquette –, Verhaltensregeln für angemessenes Sozialverhalten innerhalb einer gewissen Schicht. Ursprünglich bezeichnete das Wort Etikette Aufschreibzettel, auf denen die Rangfolge der am Hof zugelassenen Personen notiert wurde. Der Kodex der "anständigen" (d.h. dem eigenen Stand entsprechenden) Regeln umfasste die Sitte der obligatorischen schriftlichen Einladung ebenso wie die Eintragung im Ballheft, um sich bei der Dame am Ballabend zum Tanz anzumelden. Auch Begrüßungs- und Verabschiedungszeremonielle, etwa der Handkuss für die Dame, und andere die Geschlechterrolle normierende Regeln bestimmten das Hofleben.

Um anderes ging es seinerzeit dem Gelehrten Freiherr Adolf von Knigge (1752-96). Ihm kam es weniger auf standesgemäße Verhaltensstereotype an als darauf, wie man etwa mit Höflichkeit und Taktgefühl Enttäuschungen und Zwistigkeiten des Miteinanders vermeiden kann. Den anderen Menschen gelte es, so Knigge, als Gegenüber wertzuschätzen.

Von der Etikette zur Netiquette

Bis heute hat Knigges Prämisse nichts an Aktualität eingebüßt. Neben gewissen Regeln des öffentlichen Lebens gibt es auch im "virtuellen Leben" Grundsätze "guter" Umgangsform. Die sogenannte Netiquette trägt im Namen noch den Verweis auf ihr französisches Pendant, jedoch entspricht sie etwa bei DerWesten weniger der Praxis am Adelshof als der Absicht Knigges: Es gilt auch im Netz, die Würde des anderen zu achten.

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Das heutige Miteinander im Netz – so auch bei DerWesten – erfordert jedoch vor allem das soziale Gespür der Nutzer, um eine faire und zugleich sachlich "harte" Diskussion zu ermöglichen. Die Netiquette von DerWesten versteht sich somit weniger als enges Normenkorsett, sondern versucht, den Rahmen für eine kritische, direkte Diskussionskultur zu begründen. Zusammen mit den Nutzern. Seien Sie aufgerufen, sich zu beteiligen.