Essen. Annette Humpe und Adel Tawil haben sich zwei Jahre nach dem erfolgreichen Album "Vom selben Stern" mit dem Werk "Gute Reise" zurückgemeldet. Und der Erfolg wird immer unheimlicher: Neben dem Album erklomm mit "Pflaster" auch erstmals eine Single von "Ich + Ich" die Chartspitze.

Annette, Adel – eure Beziehung hält jetzt schon seit fünf Jahren. Eure Plattenfirma schreibt, ihr seid ein „odd couple”, also ein seltsames Paar. Stimmt ihr zu?

Annette: „Olles Paar” sagt man bei uns in Westfalen. Das ist wohl so, ja.

Werdet ihr euch mit den Jahren ähnlicher?

Annette: Ich mag seinen Humor sehr und merke, dass ich zu Hause manchmal die Dinge so erzähle, wie Adel sie erzählen würde. Aber wir gehen uns natürlich auch auf den Wecker. Adel geht zum Beispiel nie ans Telefon oder ruft tagelang nicht zurück.

Adel: Annette kann wegen Lappalien aufbrausend sein und ist ein bisschen pingelig.

Nur Grönemeyers Album „Mensch” war in diesem Jahrzehnt in Deutschland erfolgreicher als eure zweite Platte. Hat euch das verblüfft?

Adel: Es hat uns überrascht bis schockiert.

Annette: Uns ist's peinlich, immer auf diese Erfolgsgeschichte angesprochen zu werden. Als hätten wir mit der Absicht eine Platte gehäkelt, möglichst viele Menschen zu erreichen. Aber ich weiß wirklich, wirklich nicht, wie das passieren konnte, dass wir sechs Mal Platin bekommen haben.

Die Songs auf „Gute Reise” haben mehr Dampf als eure bisherigen Nummern. Wie kommt das?

Adel: Vor allem bei den Liveshows habe ich gemerkt, dass es sehr viel Spaß macht, schnellere Stücke zu singen. Aber ein Kalkül war es sicher nicht, uns jetzt als Uptempo-Band zu präsentieren.

Soll „Gute Reise” denn die Verkaufszahlen vom Vorgänger noch übertreffen?

Annette: Nein, wir sind nicht größenwahnsinnig. Wir wären aus dem Häuschen, wenn wir die Hälfte schaffen.

Kann man Erfolg planen?

Annette: Nein, das kann man nicht. Wenn man immer wüsste, was gerade angesagt ist, dann wäre man zwar extrem reich, aber auch extrem gelangweilt. Menschen, die keine Fehler machen, interessieren mich sowieso nicht.

Es heißt, die Menschen sehnen sich in unsicheren Zeiten nach Kuscheligkeit. Kommt euch die Wirtschaftskrise gerade recht?

Ich + Ich live 2010:

18.4. Köln (Palladium)

19.4. Oberhausen (KöPi-Arena)

21.4. Münster (Halle Münsterland)

Karten für ca. 35-40 € gibt es in unseren TICKET-SHOPs unter 01805/280123 sowie www.DerWesten.de/tickets

Annette: Nein. Die Songs, die ich schreibe, sollen Briefe sein. Briefe an Leute, die erschöpft abends nach Hause kommen und dann „Es tut mir leid” hören – ein Lied für und über einen Mann, dem es schwerfällt, sich bei seiner Frau zu entschuldigen. Oder die bei „Die Lebenden und die Toten” an ihre Verstorbenen denken und sich getröstet fühlen.

Das ist kein einfaches Thema für einen Popsong.

Annette: Aber ein wichtiges. In den letzten zwei Jahren sind mein Vater und zwei enge Freundinnen gestorben. Der Tod ist in unserem Leben allgegenwärtig, es wäre verlogen, ihn auszuklammern oder zu ignorien.

Auf eurer „Gute Reise”-Tour im kommenden Frühjahr wirst du wieder nicht mit auf der Bühne stehen, Annette. Bist du nie neidisch auf Adel, wenn er dort oben bejubelt wird?

Annette: Manchmal gucke ich ja von hinter der Bühne zu, manchmal stehe ich auch mitten unter den Zuschauern. Es gibt schon Momente von Neid, wenn ich die strahlenden Gesichter sehe und spüre, wie viel Liebe Adel sich da auf der Bühne abholt. Aber es reizt mich trotzdem nicht genug, um plötzlich dort hinauf zu springen und mich hinters Keyboard zu stellen.