Essen. . Ein Baum, eine Terrasse und ein Sex-Video: In „Under The Tree“, dem neuen Film von Hafsteinn Gunnar Sigurdsson, wuchert der schwarze Humor.

Atli wohnt wieder zu Hause bei den Eltern. Seine Frau Agnes hat ihn vor die Tür gesetzt, nachdem sie ihn beim Masturbieren erwischt hatte, als er sich ein Video ansah, auf dem er mit seiner früheren Freundin Sex hatte. Warum er das Video nach so vielen Jahren überhaupt noch auf dem Rechner hatte, war Atli selbst ein Rätsel. Sich einfach abservieren und Treffen mit der kleinen Tochter Asa verbieten lassen, will er aber auch nicht.

Diese Passionsgeschichte eines ganz normalen isländischen Mittelständlers bildet aber nur eine Konfliktschiene im neuen Film von Haf­steinn Gunnar Sigurdsson („Paris des Nordens“). Denn Atli ist im keimfrei sauberen Vorstadtreihenhaus der Eltern buchstäblich vom Regen in die Traufe gerutscht.

Konflikt spitzt sich radikal zu

Mutter Inga hat den Selbstmord ihres älteren, besseren Sohnes nie verwinden können und hält sich mit Fantasieerinnerungen über Wasser. Ihren Lebenshass projiziert sie derweil auf die Nachbarn Konrad und Eybjörg. Die beschweren sich darüber, dass der Baum in Ingas Garten ihre Terrasse verschattet. Der scheinbar nichtige Konflikt spitzt sich radikal mehr zu.

Isländische Filme treiben Blüten eines schwarzen Humors, bei dem nicht immer klar erkennbar ist, ob das auf der Leinwand gezeigte überhaupt komisch gemeint ist. In diesem konkreten Fall aus isländisch-dänisch-polnisch-deutscher (!) Koproduktion gilt das umso mehr, als gerade auf der Zielgeraden die Untaten sich in offener Gewalt entladen und das in einer Weise, die nur noch minimal von einem Thriller zu unterscheiden ist.

Kein Wechselbad der Gefühle

Auch Atlis Ehekrise ist eher bitter als komisch, zumal die Rolle der zusehends selbstgerechten Ehefrau Agnes nicht so recht zur Karikatur taugt. Zu einem Wechselbad der Gefühle kommt es vor allem deshalb nicht, weil die Figuren auf der Leinwand eher selten zur Identifikation mit ihnen einladen.