Die bissige Serie „Fleabag“ geht beim Onlinestreamingdienst Amazon Prime Video in die zweite Runde.

„Fleabag“ (Ekel) – nicht gerade eine schmeichelhafte Bezeichnung, die sich Phoebe Waller-Bridge für ihre Hauptfigur ausgedacht hat. Der Name der Protagonistin ist auch der Titel des enorm erfolgreichen Ein-Personen-Stücks, das sie 2013 auf die Bühne im Londoner Westend brachte. Vier Jahre später entstand eine TV-Adaption von Amazon und der BBC, die den Charme der Vorlage blendend auf den Bildschirm übertrug und nun fortgesetzt wird. Waller-Bridge übernahm dabei selber die Hauptrolle.

Zerrüttete Familienverhältnisse

Erzählt wird die Geschichte konsequent aus der Perspektive der Mittdreißigerin, die aus einer dysfunktionalen Familie stammt. Mit Staffel zwei ist das Verhältnis zwischen den Figuren vollends zerrüttet. Fleabag und ihre Schwester Claire reden nicht mehr miteinander, seit Claires Mann versucht hat, sie zu küssen. Ihr Vater gibt die Hochzeit mit ihrer Patentante bekannt, die Fleabag nicht ausstehen kann. Und es stellte sich heraus, das Fleabag schuld ist am Tod ihrer besten Freundin Boo. Keine guten Voraussetzungen also für das familiäre Dinner, den Auftakt für Staffel zwei. Das endet dann auch äußerst blutig. Allerdings auch mit einer unerwarteten Begegnung: Fleabag trifft auf den Pfarrer, zu dem sie sich auf seltsame Weise hingezogen fühlt. Kann er ihr einen Weg aus ihrer chaotischen Existenz weisen?

Nach dem fulminanten Auftakt in Staffel eins vertieft Phoebe Waller-Bridge nun die Beziehungen der einzelnen Figuren, ohne dabei auf den schreiend komischen Witz zu verzichten, der die ersten sechs Episoden so erfrischend anders machte. Der kommt vor allem bei den Therapiesitzungen zum Tragen, wo sie ihre Situation immer wieder bissig kommentiert.

Ganz viel schwarzer Humor

Die Autorin und Hauptdarstellerin in Personalunion durchbricht immer wieder die vierte Wand und garniert das absurde Geschehen mit ihren lakonischen Kommentaren. Die Handlung ist – theatertypisch – meist auf einen Ort begrenzt, was aber auch im TV-Format hervorragend funktioniert. Die gefeierte Serie vertraut ganz auf ihre geschliffenen Dialoge, den schwarzen Humor, der britische Produktionen so sehenswert macht. Daneben verfügt „Fleabag“ aber über eine emotionale Tiefe, die die Serie von anderen abhebt. Hier knüpft Phoebe Waller-Bridge mit Staffel zwei an, und man wünscht sich nach den sechs Folgen, dass es immer weitergehen möge.

Die 34-Jährige glänzt wieder als weibliche Antiheldin. Daneben gibt es ein Wiedersehen mit Oscar-Preisträgerin Olivia Colman („The Favourite – Intrigen und Irrsinn“). Neu im Ensemble ist Andrew Scott als Pfarrer, der nach seiner herrlich diabolischen Darbietung als Moriarty in „Sherlock Holmes“ als Diener Gottes auftritt.

Fleabag – zweite Staffel
Sechs Episoden, je 30 Minuten,
ab 17. Mai, Onlinestreaming,
Amazon Prime Video FSK 16, Wertung: 4 von 5 Sternen