Bochum. . Der Orchestergeburtstag wird mit einem Familienfest gefeiert: Das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr lädt zum Tag der offenen Tür.

1919 war für die Kulturstadt Bochum ein wichtiges Jahr: Nicht nur das Schauspielhaus wurde gegründet, auch das städtische Orchester gab sein erster Konzert. Nachdem das Schauspielhaus im April vorgelegt hatte, feiern nun die Bochumer Symphoniker ihren 100. Geburtstag. Am Wochenende wird zu „Tagen der offenen Tür“ rund um das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr eingeladen.

Am Samstag (18.) von 15 bis 23 Uhr und Sonntag (19.) von 11 bis 17 Uhr kann man sich bei freiem Eintritt einen Eindruck von dem Haus verschaffen, in dessen Neubau die historische St.-Marien-Kirche integriert wurde.

Das neue Musikforum als Meilenstein

Am Samstag erwartet die Besucher neben einem Noten- und Musikalienflohmarkt und viel Musik eine Ausstellung zur Geschichte des Orchesters. Beim abendlichen Abschluss wird bewiesen, dass die BoSy nicht nur Klassik können: Von Bluesrock bis Weltmusik reicht die Palette dreier Bands mit Musikern aus dem Orchester. Beim Familientag am Sonntag sind u.a. das „Ensemble Fiddletüüt“ und der Bochumer Kinderchor Teil des bunten Programms. Am Montag (20.) erklingt auf den Tag genau 100 Jahre nach dem ersten symphonischen Konzert das Festkonzert. Es ist seit langem ausverkauft.

Die BoSy zählen heute zu den bekanntesten Klangkörpern im Westdeutschland. Mit der Eröffnung des Musikforums hat das städtische Orchester seine Bekanntheit weiter steigern können. Der Bau des Konzerthauses, der nicht unumstritten war, vermittelte der „Bochumer Klassik“ einen großen Schub, was sich in hervorragenden Publikumszahlen dokumentiert. Lange, sehr lange hat das Orchester warten müssen, in solch’ klangvollem wie repräsentativem Ambiente arbeiten zu dürfen. Jahrzehntelang musste getingelt werden, zuletzt waren der Audimax der Ruhr-Uni und das Schauspielhaus die gegebenen, klanglich aber unzureichenden Spielstätten.

Steven Sloane nennt sich „hartnäckigen Charakter“

Neun Generalmusikdirektoren haben das Orchester in hundert Jahren geführt, darunter Eberhard Kloke (1988-1994), der als erster die industriekulturelle Jahrhunderthalle als Spielstätte nutzte, mit seinem ambitionierten Programm aber nicht überall auf Zustimmung stieß. Er wurde 1994 von Steven Sloane abgelöst; der US-Amerikaner gilt als Glücksfall sowohl für die Entwicklung des Orchesters als auch für die Entstehung des Musikzentrums. Sloane bezeichnet sich selbst als „hartnäckigen Charakter“, und ein langer Atem war auch nötig, um das 38 Millionen teure Musikforum Ruhr, das privat und durch eine Stiftung sowie von der Stadt, dem Land und der EU finanziert wurde, ins Werk zu setzen.

Am 27. Oktober 2016 fand das Eröffnungskonzert im 960-Plätze-Saal mit den luxuriösen 14.000 Kubikmeter Raumvolumen statt. Das goldene Gründungsjubiläum kann also in Bestform gefeiert werden.