Beim Dogdance zeigen Hund und Halter Choreografien zur Musik. Am Wochenende findet in Dortmund die Deutsche Meisterschaft statt.
Blues ist schon ganz aufgeregt und verschränkt kess die Vorderpfoten. Der fünfjährige Border Collie sucht die Aufmerksamkeit seines Frauchens, denn er will loslegen: Blues will auf die Tanzfläche! Claudia Lamers (kl. Foto) lässt ihn nicht länger zappeln, startet die Musik – und schon drehen sich beide zu den Klängen aus der Bluetooth-Box auf dem grünen Kunstrasen.
Dogdance heißt das, was Hund und Halterin jeden Dienstagmorgen in einer Halle im niederrheinischen Kalkar-Kehrum trainieren. Weil es Spaß macht, aber auch weil sie ein Ziel haben. Naja, weil Claudia Lamers ein Ziel hat: An diesem Wochenende will sie mit Blues bei der deutschen Dogdance-Meisterschaft in Dortmund (s.u.) ganz nach vorne kommen. „Der Titel wäre toll, aber ein Platz unter den Top-5 ginge auch. Dann käme ich ins Nationalteam und dürfte für Deutschland bei der WM starten“, erklärt die 53-Jährige.
Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Claudia Lamers bekommt Tipps von einer Koryphäe. Monika Gehrke (großes Foto) ist amtierende Weltmeisterin in der Teamwertung und eine Dogdance-Pionierin. Bereits 2005 nahm sie an ihrem ersten Turnier teil, später war sie im Gründungsvorstand des Vereins Dogdance International. Nach dem Titelgewinn 2018 lässt sie es nun etwas ruhiger angehen – ihr Border Collie Gigolo Jan (im Foto) ist ja nun schon über 13 Jahre alt. Trotzdem will auch er an diesem Dienstagmorgen zeigen, was er kann – klar, es gibt ja auch Leckerchen. Nach Schwierigkeitsgrad gestaffelt, von der einfachen Trainingsnudel bis zur Fleischwurst.
Bellen im Ring verboten
Im Turnierring der Westfalenhalle sind Belohnungen jedoch verboten, hier müssen die Tanzpartner mit der kalten Schnauze ganz ohne Happi schwofen. „Bei der WM ist eine Teilnehmerin disqualifiziert worden, weil nach der Kür Käse im Ring gefunden wurde“, erinnert sich Monika Gehrkes Ehemann Horst, der beim Training dabei ist. Ebenfalls ein Disqualifikationsgrund: in den Ring machen – ist ja logisch. Fürs Bellen bei der Kür gibt’s immerhin nur Punktabzug.
Blues bellt noch nicht mal beim Training, und er klebt förmlich an den Beinen seines Frauchens. „Heelwork to music“ (siehe „Schon gewusst?“) heißt diese Dogdance-Disziplin. Und bei der kommt’s auf Feinheiten an. „Schauen Sie, wie er hinten und vorne die Beine kreuzt!“, ist Horst Gehrke begeistert. „Es braucht zwei Jahre Training, bis der Hund das schafft.“
Und die Musik, reagiert der Hund darauf? „Da streiten sich die Gelehrten. Ich persönlich glaube eher nicht“, meint Monika Gehrke.
Ein passionierter Tänzer wie Blues braucht sie wohl auch nicht als Motivation. Nicht beim Training, und schon gar nicht bei der Deutschen Meisterschaft am Wochenende. Denn da geht’s schließlich um die Wurst – also im doppelten Sinn.
Schon gewusst?
Dogdance wird in zwei Disziplinen ausgeübt: Beim „Heelwork to music“ (etwa: Fußarbeit zur Musik) gibt es je nach Reglement zehn bis 18 Pfotenpositionen, die der Hund in der vierminütigen Kür zeigen muss. Beim „Freestyle“ (gr. Foto) gibt es keine Vorgaben, oft werden Elemente aus anderen Sportarten einbezogen, etwa Apportieren und Sprünge.
Border Collies wie Blues und Luca sind als gelehrige Hütehunde besonders geeignet für Dogdance. Grundsätzlich sei der Sport aber mit jeder Rasse und Hunden aller Größen möglich, sagt Horst Gehrke: „Im Verein haben wir sogar einen blinden Mops, der tanzt.“
Die Fun Klasse bietet Dogdance-Einsteigern bei Turnieren die Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln – dabei darf im Ring auch belohnt werden. Aber auch ganz ohne Turnierteilnahme macht Dogdance Spaß, so Monika Gehrke, „und knüpft ein Band zwischen Hund und Halter“. Mehr Infos auf: www.dogdance-deutschland.de
„Hund & Katz“ in Dortmund: Viel Wau, Miau – und eine große Dogdance-Show
In Halle 3B der Messe Westfalenhalle steht ab morgen Dogdance auf dem Programm. Am Freitag geht’s mit den Fun-Klassen los, am Samstag werden die „Heelwork-to-music“-, am Sonntag die „Freestyle“-Wettbewerbe inklusive der Deutschen Meisterschaft ausgetragen (Siegerehrung jew. um 15 Uhr).
Neben Dogdance wird auf der Messe natürlich noch einiges mehr geboten, etwa weitere Hundesportarten: Beim Flyball müssen in die Luft katapultierte Bälle von Hunden geschnappt und zum Zweibeiner gebracht werden. In Halle 4 geht’s um Agility, einer Sportart für Hunde aller Größen, bei der es gilt, einen Hindernisparcours zu überwinden. Agility-Einsteiger sind hier ebenso willkommen wie erfahrene Sportler, denn auf der Messe werden die WM-Qualifikationsläufe ausgetragen.
Wer sich gezielt über bestimmte Rassen informieren möchte, besucht den Infobereich in Halle 5. An über 80 Ständen von Zuchtvereinen gibt’s Antworten auf Fragen zu den Eigenschaften aller Rassen. Daneben findet aber auch dieses Jahr der beliebte Mischlings-Wettbewerb statt. Der Tagessieger darf sich auf echtes Show-Feeling freuen, denn er wird – wie die dekorierten Rassehunde – feierlich im Ehrenring ausgezeichnet.
Nicht zu vergessen: Katzen sind in Dortmund ebenfalls in großer Zahl vertreten. Über 600 von ihnen sind etwa bei der Weltkatzenausstellung in Halle 2 zu sehen. Ergänzt wird das Programm u.a. durch über 160 Verkaufsstände mit Produkten rund ums Tier.
>>> Info: Messe Hund & Katz: 17.-19.5. Westfalenhallen Dortmund, täglich 10-19 Uhr. Tageskarte 11 € (online 10 €), Hunde 3 € (online 2 €, nur mit Tollwutschutzimpfung). www.messe-hund-und-katz.de