Der Freizeitsport ist schnell zu lernen und kostet erheblich weniger als das traditionelle Golfspiel. Wir haben einen Platz in Essen getestet ...

Loch sieben macht mich fertig. Dabei liegt mein Ball nach dem dritten Schlag so nah an der Fahne, dass ich mir sicher bin, ihn mit dem nächsten zu versenken. Das wäre ein Par, mein erstes – also die vorgegebene Schlagzahl auf dieser Bahn erfüllt. Ich muss nur noch einschieben. Doch der Boden rund um das Loch ist uneben, nicht wie auf einem richtigen Golfplatz. Wenig später trage ich zähneknirschend eine acht auf der Punktekarte ein.

Mein erstes Mal Swingolf. Loch sieben hat mir gezeigt, wie unberechenbar dieser Freizeitsport ist, ein schlichtes und unperfektes Gegenstück zum feinen Golfspiel. Mit mir spielt Peter Bankmann (57) vom 1. SGC Essen. Die Anlage am Rutherhof in Essen-Schuir ist der Heimatplatz des Clubs. Bankmann spielt mehrere Male in der Woche. Das sieht man – er braucht im Schnitt fast zwei Schläge weniger pro Loch als ich.

Swingolf wurde in den 80er-Jahren in Frankreich erfunden. Eine Runde umfasst, ähnlich wie beim Golf, neun oder 18 Bahnen. Jede Bahn hat eine Vorgabe, mit wie vielen Schlägen der Ball ins Loch befördert werden sollte. Wer’s schafft, hat die Bahn mit Par abgeschlossen. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Schlägen einzulochen.

Inzwischen stehe ich am Abschlag von Loch neun. Ein Par fünf, 270 Meter, ganz schön viel für einen Swingolf-Platz. Also versuche ich es mit ganz viel Kraft – keine gute Idee, der Ball fliegt zwar weit, landet aber auf der Bahn nebenan. Der Sport trägt seinen Namen nicht ohne Grund: Es geht um Schwung, nicht um Kraft.

Anders als Golf wird Swingolf mit nur einem Schläger gespielt. Auch das Regelwerk ist weniger komplex. Vor allem aber ist Swingolf schneller zu lernen, vor dem Spiel erfolgt eine Einführung durch einen Mitarbeiter der Anlage. Und günstiger ist es auch: Eine Runde kostet je nach Platz zwischen acht und 15 Euro, eine Club-Mitgliedschaft ist nicht nötig.

Für IT-Berater Bankmann ist Swingolf genau der richtige Ausgleich zum vielen Sitzen im Berufsalltag: „Ich bekomme Bewegung, bin an der frischen Luft und finde Entspannung. Aber auch das Gemeinschaftsgefühl ist schön – man trifft oft dieselben Menschen.“

Keine Platzreife benötigt

Die Mitglieder des 1. SGC Essen betreiben ihr Hobby durchaus mit Ernsthaftigkeit. Der Club nimmt an Turnieren in ganz Europa teil. „Swingolf ist ein richtiger Sport, mit Wettkämpfen und Regeln“, betont Bankmann, wohl wissend, dass auf den Plätzen gerne auch mal Junggesellenabschiede samt Bollerwagen und großzügigem Biervorrat anzutreffen sind. Aber auch das gehört zu diesem Sport, der jedem offensteht – eine Platzreife-Prüfung wie beim traditionellen Golf ist nicht erforderlich, auch eine Kleidungsetikette gibt es nicht.

Meine Runde ist durchaus gelungen: Die neun Löcher beende ich mit 52 Schlägen – 16 über Par. Ein gutes Ergebnis – zumindest für das erste Mal, meint Bankmann.

Schlägertryp: Autor Christian Schmitt bei seinem Swingolf-Debüt. Foto: Fabian Strauch Schon gewusst?

Der Name Swingolf leitet sich von dem französischen Wort „le swin“ ab, das „der Schwung“ bedeutet. In Frankreich bezeichnet man den Sport deshalb auch nur als „Le Swin“. Als Erfinder gilt der Architekt Laurent de Vilmorin.

Der Schläger hat drei Schlagflächen und ist dadurch universal und auf jeder Distanz einsetzbar. Es gibt je eine Fläche für Rechts- und Linkshänder und auf der Rückseite eine Fläche zum Putten, wie man die kurzen, flachen Schläge in der Nähe des Loches nennt. So müssen Spieler keine komplette Ausrüstung mit sich herumtragen.

Der Dachverband kümmert sich um alle Regularien. So ist vorgegeben, wie lang die Bahnen für die Par-Vorgaben sein müssen. Auch Details wie die Schnittlänge des Rasens oder der Durchmesser des Loches sind auf diese Weise geregelt. Info: www.swingolf-dachverband.de

Neben Swingolf gibt es noch weitere Varianten des klassischen Golfspiels wie etwa Disc-Golf, GolfCross, Bauern-Golf oder Adventure-Golf. Deutlich weiter vom ursprünglichen Sport entfernt ist das beliebte Fußballgolf.

Freiluftsport im Grünen – Swingolf in der Region

ENNI Swingolf in Moers
Es ist die erste Swingolf-Anlage am Niederrhein: Rund um den Sportpark Rheinkamp in Moers, im grünen Umfeld des Jungbornparks gibt es einen Platz mit neuen Bahnen zwischen 50 und 155 Metern Länge. Nach kurzer Einweisung in die Regeln und den richtigen Bewegungsablauf kann jeder sofort loslegen.
>>> Info: ENNI Swingolf, Am Sportzentrum 5, Moers.
Ab 8,50 € (5 € Pfand für Schläger und Bälle).
www.enni.de/sport-baeder/sport/enniswingolf

Swingolf am Gasthaus Eickholt
Auch im südlichen Münsterland, an der Grenze zum Ruhrgebiet, kann Swingolf gespielt werden. Am Gasthaus Eickholt in Ascheberg-Davensberg gibt es einen Platz mit neuen Bahnen, teilweise entlang eines Wildgeheges. Auf der längsten Bahhn liegen ganze 265 Meter zwischen Abschlag und Loch.
>>> Info: Swingolf am Gasthaus Eickholt, Frieport 22, Ascheberg. Ab 12 € (2 € Pfand für Schläger und Bälle). www.gasthaus-eickholt.de/swin-golf

Open 9 am Golfclub Winterberg
Der Golfclub Winterberg hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um Menschen für den Golfsport zu begeistern: zum Reinschnuppern gibt es neben dem NRW-weit höchstgelegenen Golfplatz noch eine kleinere Neun-Loch-Runde, die jedem offensteht. Wer möchte, kann hier auch Swingolf spielen.
>>> Info: Golfclub Winterberg, In der Büre, Winterberg. Ab 12 € (2 € Pfand für Schläger und Bälle). www.golfclub-winterberg.de