Witten. . Konzerte am Kiosk oder an der Straßenkreuzung: Die „Wittener Tage für neue Kammermusik“ bieten in diesem Jahr einige Überraschungen.
Ein Jahr nach ihrem „Goldenen Jubiläum“ locken die „Wittener Tage für neue Kammermusik“ vom 10. bis 12. Mai zum 51. Mal Komponisten, Interpreten und Musikfreunde aus nah und fern in die kleine westfälische Stadt, um den Gästen einen aktuellen Einblick in die zeitgenössische Kammermusikszene zu bieten. Seit 51 Jahren halten sich der WDR und die Stadt Witten, von kleineren zwischenzeitlichen Turbulenzen abgesehen, so eng die Treue, dass sich das Publikum erneut auf ein qualitativ hochwertiges Festival freuen darf.
Ein übergeordnetes Motto ist den sechs mit über 20 Uraufführungen gespickten Stammkonzerten diesmal nicht direkt anzusehen. Anvisisert ist aber ein Themenschwerpunkt um die Bereiche „Spiel, Regel und Technologie in der Neuen Musik“. Dafür erhält jedes Konzert einen einzelnen, mehr oder weniger erhellenden Titel. Das Eröffnungskonzert am Freitag, dem 10. Mai um 20 Uhr im Wittener Saalbau verspricht „Lebenszeichen“, das Abschlusskonzert mit dem WDR Sinfonieorchester am Sonntag um 16 Uhr vereinigt „Haut.Stein.Motor“.
Ondřej Adámek als „Composer in Residence“
Das Finalkonzert präsentiert auch die Uraufführung des Stücks „Man Time Stone Time“ für vier Vokalsolisten, Objekte, Video und Kammerorchester des in Berlin lebenden tschechischen Komponisten Ondřej Adámek, der als eine Art „Composer in Residence“ besonders profiliert herausgestellt wird. Der seit 1990 amtierende künstlerische Leiter des Festivals, WDR-Musikredakteur Harry Vogt, schätzt vor allem die Spontaneität, den spielerischen Witz und den ausgesprochenen Theatersinn des 40-jährigen Komponisten. Beim Festival präsentiert Adámek neben mehreren eigenen Werken auch eine interaktive Klanginstallation für die von ihm entwickelte „Airmachine“. Und auch die von ihm kürzlich gegründete Vokalformation „Neseven“ stellt sich erstmals bei den Wittener Tagen vor.
Die ganz großen Namen der musikalischen Avantgarde sind unter den Komponisten diesmal nicht zu finden. Dafür dürfte aber die international zusammengestellte Schar von Neutönern wie Martin Smolka mit seiner Kafka-Kreation „Vor dem Gesetz“ oder das „Alfabet“ für Sopran, Trompete, Bassklarinette und Schlagzeug des Spaniers Mikel Urquiza für manche Überraschung sorgen.
Spezialisten widmen sich den neuen Stücken
Wie stets in Witten werden sich exzellente Spezialisten des Genres den neuen Stücken widmen, so etwa die Schweizer Schlagzeuggruppe „Eklekto“, das „Quatuor Diotima“ aus Frankreich sowie das „Ensemble Garage“ aus Köln. Die gewohnten Klanginstallationen und Performances konzentrieren sich diesmal auf Örtlichkeiten der Wittener Innenstadt, zu denen auch ein Kiosk, eine Kegelbahn und eine Straßenkreuzung gehören.
Wie in den vergangenen Jahren begleiten auch 2019 musikpädagogische und -wissenschaftliche Aktivitäten das Programm. Das Schulprojekt wendet sich an Lehrer und Schüler. Das Labor, gemeinsam mit der Musikhochschule Köln und der Folkwang Universität Essen durchgeführt, richtet sich an den studentischen Nachwuchs. Ein flankierendes Symposium wird von der Universität Witten-Herdecke veranstaltet.
Nähere Informationen: wittenertage.de.