Rendsburg. Er war Jazzer aus Leidenschaft, großen Erfolg brachten ihm aber Indianerfilme. Martin Böttcher ist tot. Er schrieb die „Shatterhand Melodie“.
Es haben nicht so furchtbar viele deutsche Filmkomponisten den Weg in die Plattenschränke der Republik geschafft, aber Martin Böttcher gelang es. Geschätzte 100.000 Haushalte liefen in den frühen 1960ern in Plattenläden, die Polydor-Single zu erstehen, auf deren Hülle Lex Barker und Pierre Brice versonnen vor der Karstlandschaft Jugoslawiens ihre Freundschaft feierten. Dazu erklang die „Old Shatterhand Melodie“, geschaffen für „Der Schatz im Silbersee“.
Den choralartigen Lobgesang der Streicher auf jene Blutsbrüderschaft, die das Kinopublikum millionenfach elektrisierte, löste in einem listigen Coup das zu Herzen gehende Mundharmonika-Solo ab: Mehr Lagerfeuer ging nicht. Damit hatte der Komponist Martin Böttcher, der seit dem zweiten Weltkrieg zwar auf einem Ohr taub war, nie aber blind für den kompositorischen Effekt, den Everest der Popularität erklommen. Ein One-Hit-Wonder war der 1927 geborene Berliner aber keineswegs. Die Nachkriegskarriere des gitarrespielenden Autodidakten (wie sie in ihren von „Glück haben“ und „sich durchbeißen“ gespeisten Biografien nicht wenige Künstler machten) begann mit einer heftigen Liebe für den Jazz bei der NDR-Big-Band.
Martin Böttcher schuf die Musik zu vielen Karl-May-Filmen. Karfreitag ist er 91-jährig gestorben
Böttcher schaute, wie es die Großen hielten, arrangierte für Michael Jary und begann bald selbst zu komponieren. Waren das Zeiten, als man man mal eben „Mister Martin’s Band“ gründete (in der James Last den Bass zupfte!) um Musik fürs Kino zu machen: „Die Halbstarken“.
Martin Böttcher, stets fleißig und nie unbescheiden, sollte über 40 Jahre lang deutsche TV- und Kinomusik schaffen. Oswald Kolles Aufklärungs-Kintopp ließ er so wenig aus wie den augenzwinkernden Swing, zu dem Heinz Rühmann in die Soutane von Pater Brown stieg. Karfreitag, wie erst jetzt bekannt wurde, ist Böttcher 91-jährig gestorben. Dass er ausgerechnet mit Tönen zu Cowboys und Indianern zum Star wurde, hat er lässig genommen. Die Werke seien ihm sehr leicht gefallen: „Ich musste nicht lang überlegen, die Musik kam aus dem Bauch.“