Essen. . Christian Clavier ist zum zweiten Mal „Monsieur Claude“. Im Interview verrät der Filmstar aus Frankreich, warum ihn das so freut.

Er bringt im Kino Millionen Menschen zum Lachen, auch wenn er das Leben eher als eine Tragödie versteht: Christian Clavier gehört seit Jahrzehnten in Frankreich zur ersten Schauspielerriege. Seine Rolle als erzkonservativer Parade-Papa „Monsieur Claude“ hat ihn auch in Deutschland berühmt gemacht. Über den großen Zuspruch aus dem Nachbarland freue er sich sehr, verrät der 66-Jährige im Gespräch mit Martina Schürmann.

Monsieur Clavier, alle Welt kennt sie inzwischen als Monsieur Claude. Spricht Sie in Frankreich eigentlich noch jemand mit richtigem Vornamen an oder sind Sie inzwischen der Schwiegervater der Nation.

Das bin ich wohl. Und ich liebe diesen Claude Verneuil, denn er ist eine wahrlich komische Figur. Dieser Mann agiert einfach ohne jeden Filter. Und Regisseur Philippe de Chauveron lässt mir viele Freiheiten bei der Rollengestaltung. Ich habe meine Karriere vor 45 Jahren gestartet. Dass man so eine Rolle in der dritten Dekade seines Berufslebens noch einmal angeboten bekommt, das ist ein Geschenk.

„Nach dem ersten Film ist viel passiert“

Also war es keine Frage, einen zweiten Teil ins Kino zu bringen?

Es war nicht von Anfang an klar, dass es eine Fortsetzung geben würde. „Monsieur Claude 2“ soll ja nicht irgendein Weitererdreh einer Erfolgsgeschichte sein. Philippe de Chauveron hat schon lange darüber nachgedacht, wie man nicht nur die Geschichte, sondern auch die Charaktere weiterentwickeln kann. Nach dem ersten Film 2014 ist in Frankreich ja viel passiert.

„Monsieur Claude“ war ja nicht nur in Frankreich ein Hit. Weltweit haben den Film fast 20 Millionen Menschen gesehen. Wie erklären Sie sich den globalen Erfolg?

In diesem Film finden sich Zuschauer aller Nationalitäten wieder; mit ihren Weltbildern und Vorurteilen. Aber auch mit ihrem Wunsch nach einer Welt, in der Menschen verschiedenster Kulturen einfach gemeinsam an einem Tisch sitzen, essen und reden. Der Film hat deshalb nicht nur in Europa funktioniert, sondern beispielsweise auch in vielen Ländern Afrikas sein Publikum gefunden.

„Es braucht Mut, den schmalen Grat zu betreten“

Rassismus, Antisemitismus und Homophobie als Komödienthema: In Deutschland wäre ein solcher Film schwer vorstellbar. Haben Sie eine Erklärung, warum es gerade französischen Filmen gelingt, politisch unkorrekte Themen mit einer gewissen Leichtigkeit zu behandeln?

In Deutschland gibt es auch gute Komödien, „Goodbye, Lenin!“ fällt mir beispielsweise ein. Aber natürlich braucht es auch Mut, diesen schmalen Grat zu betreten: zwischen der ganzen Polemik und Provokation in den sozialen Netzwerken einerseits und der politischen Korrektheit andererseits. „Monsieur Claude“ funktioniert, ohne in irgendeiner Weise rassistisch zu sein. Man lacht über jene, die fremdenfeindliche Bemerkungen machen und distanziert sich damit von ihnen.

Im zweiten Teil bekommen es Ihre Schwiegersöhne ja nicht mehr bloß mit den Vorurteilen ihres ehrkonservativen Schwiegervaters zu tun. Sie sind unzufrieden mit ihrem Land: schlechte Jobs, wenig Aufstiegschancen, hohe Steuern. War es an der Zeit, neben den Klischees auch mal einige unangenehme Wahrheiten über das Land auszusprechen?

Der Film ist nicht so didaktisch gemeint, er will keine Botschaft ausdrücken. Es gibt viele Filme, die so arbeiten, aber sie funktionieren meist nicht, weil sie nicht lustig sind. „Monsieur Claude“ ist eine Komödie, die vor allem unterhaltsam sein will, auf eine möglichst intelligente Weise. Ich bin kein Politiker. Ich bin dafür da, die Leute zum Lachen zu bringen.