Dortmund. . Die Ente im Blick: Eine neue Ausstellung in Dortmund zeigt, wie der legendäre Zeichner Carl Barks die Welt von Donald Duck erfunden hat.
Man stelle sich ein Entenhausen ohne Carl Barks vor: Öd und leergefegt wär’s auf den Straßen, bis auf Donald und die Neffen Tick, Trick und Track. Kein Dagobert, kein Daniel Düsentrieb, schon gar keine Gundel Gaukeley. Sogar die Panzerknacker hätten niemals einen Taler geklaubt. Weil ja auch nie ein Geldspeicher erbaut worden wäre. Wenn man’s ganz genau nimmt: Nicht mal Entenhausen gäb’s – auch das Städtchen an der Gumpe hat Carl Barks ersonnen, obwohl ja über allen Comictiteln groß „Walt Disney“ zu lesen ist.
Dies ist eine der fabel-schnabelhaften Erkenntnisse, die man in der Ausstellung „Ente süß sauer“ gewinnen kann, mit der die Dortmunder Kulturbetriebe in erstmaliger Kooperation ihren „Schauraum“ am kommenden Sonntag, 7. April, eröffnen. Es soll die museale Comic-Ecke der Stadt werden, auf gut 150 Quadratmetern gleich gegenüber vom Hauptbahnhof widmen sich von nun an Wechselausstellungen ausschließlich den getuschten Helden und ihren Sprechblasen.
Eine Schau für Sympathieträger Donald Duck
Ein guter Zug, gleich zu Beginn dem Sympathieträger Donald Duck eine Schau zu widmen, denn populärer geht’s kaum. Und wenn’s um Donald geht, muss man sich eines merken: „Carl Barks ist das Maß aller Dinge!“ Das sagt nicht nur, aber auch Alexander Braun, der in Dortmund zuvor schon Ausstellungen zu „100 Jahre Comic“, zu Winsor McCays „Little Nemo“ und zum Wilden Westen im Comic konzipiert hat.
Barks entwickelte eigenständig Charaktere und Kulissen, die heute nicht mehr aus dem Disney-Universum wegzudenken wären. Dabei arbeitete er nicht in einem Studio, sondern auf seiner eigenen Hühnerfarm in San Jacinto, Kalifornien. Und er arbeitete wie besessen: „Er hat eine Woche an einer einzigen Geschichte gefeilt, bevor er zu zeichnen begonnen hat“, berichtet Braun. Das brachte ihm bei den Lesern den Kosenamen „The Good Artist“ ein, denn die wussten in den 50er-Jahren ja nicht, wer Barks war. Dass eine Entengeschichte aus seiner Bürzelfeder stammt, konnte man aber leicht am Stil erkennen. 12,50 Dollar gab’s pro Seite, was Barks nicht gerade ein Leben in Saus und Braus ermöglichte.
Zwei Originalseiten aus den 50er-Jahren
6700 Seiten hat Barks (1901-2000) gezeichnet. Seiten, die zuverlässig vom Verlag auf Heftformat verkleinert und anschließend entsorgt wurden. Bis heute überlebt haben weltweit nur 200 davon, 30 in Barks’ Privatbesitz. Und der ganze Stolz der Ausstellung sind zwei Originalseiten aus der Blütezeit, den 50er-Jahren. Daneben gibt es 30 Erstausgaben von Barks’ liebsten Geschichten.
Auch anderen Kunstschaff-Enten wird Platz eingeräumt: Don Rosa etwa, der zwar ein eher schlechter Zeichner war, aber ein genialer Geschichten-Erzähler; William Van Horn, der Barks als großes Vorbild sah; und Daan Jippes, dem wahrscheinlich vollendetsten Imitator des Barks-Zeichenstils, der am Sonntag bei der Eröffnung des „Schauraums“ den Ausstellungskatalog (150 S., 15 Euro) signieren wird, den man in der Dortmunder Ausstellung erwerben kann, eben dort, wo gerade die Enten hausen.
>>> Die Eckdaten der Ausstellung
„Ente süß sauer“, Schauraum: comic + cartoon, Max-von-der-Grün-Platz 7, Dortmund, bis 22. September, Eintritt frei. Eröffnung: 7. April, 11 Uhr, Studio B Stadt- und Landesbibliothek.