Dortmund. Zeitgenössische Musik mit einem faszinierenden Sound, dazu ein genialer Schubert: Thomas Hengelbrock gastierte im Konzerthaus Dortmund.
Auch ein Zeichen für Spitzenkunst: Effekt zwar misslungen, Triumph dennoch ungetrübt. Thomas Hengelbrock hatte sich das mit dem fernen Hornsignal, das Franz Schuberts Landschaftsmalerei der Großen C-Dur-Sinfonie eröffnet, so schön vorgestellt und das Motiv aus einem Nebenraum spielen lassen. Nicht auf dem Plan hatte der Dirigent ein paar schwerhörige Dortmunder: Die hörten das zarte Signal überhaupt nicht und quatschten munter in die ersten Takte hinein. Als die zwei Hornisten ins Orchester zurückkehrten, knallte hinter ihnen (k)ein Mitarbeiter des Dortmunder Konzerthauses die Türe zu...
Rasch vergessen die Patzer, Amsterdams königliches Concertgebouworkest umarmte den Saal mit seiner legendären Wärme eines romantischen Klangs: Gemeinsam mit Thomas Hengelbrock eine Traum-Konstellation. Und wer dessen starke Einspielung dieser Sinfonie mit dem NDR-Orchester schon überwältigend fand, durfte beim stürmisch gefeierten Live-Erlebnis letzten Freitag beglückende Steigerungen erleben. Alles war frei von Martialischem, dazu extrem raffiniert im Verständnis flexibler Tempi geformt: Diese große Erzählung Schuberts blieb naturmagisch im Fluss – berauschend filigran und perfekt ohnehin: Schon das stolze Stakkato der Trompeten wäre einen „Grammy“ wert.
Amsterdams Concertgebouworkest und Thomas Hengelbrock: Traumpaar für Schubert
Solche Champions League unter den Orchestern der Welt dokumentierte auch der Soloflötist der Amsterdamer: Kersten McCall eroberte zuvor Lotta Wennäkoskis „Soie“ in unglaublicher Formenvielfalt: Im Wispern und Locken, Flüstern und Singen erhob McCall die (Flöten-) Stimme für eine Gegenwartsmusik, die süchtig machen kann. Bravo!