Süße Häkeltiere aus Wolle liegen voll im Trend. Denise Karg hat sich das Häkeln selbst beigebracht und betreibt mittlerweile einen eigenen Blog.
Freudig sind die kleinen rosa Ärmchen ausgebreitet, als wenn sie gleich mit ihrem gelben spiralförmig gewundenen Haus draufloskriechen möchte. Stupsnäschen und Kulleraugen zieren eine winzige Drahtbrille, kleine Fühler recken sich in die Luft. Niedlich. Einen Namen hat die kleine Wollschnecke noch nicht – aber Denise Karg strahlt trotzdem beim Anblick ihrer Kreation. „Das ist meine erste eigene Kaufanleitung“, verkündet sie stolz.
Amigurumi heißen diese Häkeltiere, die mittlerweile so beliebt sind, dass selbst Discounter Sets zum Nachmachen anbieten. Zur Trendsetterin wollte die 32-Jährige aber nicht unbedingt mutieren, als sie sich vor gut zehn Jahren dem alten Handwerk widmete. „Ich habe als Kind mal einen Turnbeutel gehäkelt, das war’s aber auch.“ Jetzt sollte eine Babydecke für den Neugeborenen her. Die passende Anleitung spuckte das Internet aus.
Tintenfische, Koalabären und Einhörner
Seitdem glühen die Häkelnadeln im Hause Karg. Eine Nische im Wohnzimmer musste bereits einer kunterbunten Wollecke weichen. Eine alte Federkernmatratze wurde zum Wollknäuel-Regal umfunktioniert. Überall lugen süße Tiere hervor – Tintenfische, Koalabären, Einhörner, Hasen ...
Mittendrin, auf ihrem grünen Sessel thronend, lässt die junge Frau die Nadeln tanzen. Die mittlerweile dreifache Mama hat darin ihren Ruhepol gefunden. „Es entschleunigt meinen Alltag. Man kommt runter, denn Maschen kann man nur ganz entspannt häkeln, es geht einfach nicht schneller.“
Entspannung im Alltag
Beigebracht hat sie sich all das selbst. „Ich habe ein Talent dafür – sagt zumindest meine Oma. Die ist heute noch mein größter Fan.“ Denise Karg schmunzelt. Entmutigen ließ sich die Autodidaktin nicht. „Die ersten Maschen sehen nie gut aus. Man braucht eben Geduld.“
Und die zahlte sich bei ihr aus. Als Fräulein Wollwunder hat sie sich einen Namen gemacht, meldete 2014 ihr Gewerbe an, betreibt einen eigenen Blog im Internet und schreibt mittlerweile selbst Gratis-Anleitungen – für Star-Wars-Häkeldecken, Babyschuhe und sogar Currywurst-Pommes.
Eine eigene Amigurumi-Serie
2018 belegte die Hattingerin auf der Creativa in Dortmund, die auch an diesem Wochenende wieder stattfindet, beim Dortex-Design-Award den zweiten Platz. Ihre Häkelwerke verkauft Denise Karg aber mittlerweile nicht mehr, eine neue EU-Richtlinie machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
Ein zweites Standbein war schnell gefunden. Die ehemalige Pharmazeutisch-technische Assistentin möchte erstmalig eine ihrer Anleitungen zum Kauf anbieten: die Schnecke. Aber eigentlich hat die Dreifach-Mama eine ganz andere Form im Kopf, eine eigene Amigurumi-Serie. Sobald ihre Jüngste in der Schule ist, möchte Denise Karg auch Kurse geben. Der selbstgemachte Häkelnadelständer steht schon mal bereit.
Schon gewusst?
Amigurumi setzt sich aus den japanischen Verben „amu“ (stricken, häkeln) und „nuigurumi“ (gefülltes, gestopftes Spielzeug) zusammen und bezeichnet eine japanische Häkel- und auch Strickkunst, aus der u.a. Tierpuppen, Lebensmittel und Gegenstände hervorgehen. Die Figuren entsprechen in der Regel dem Kindchenschema oder ähneln Mangacharakteren.
Anfänger können gleich loslegen, denn fürs Häkeln braucht man nicht viel: eine gute Häkelnadel, entsprechendes Material (z.B. Baumwolle für Tiere oder Polyacryl für Kleidung und Decken) und Grundkenntnisse, empfiehlt Denise Karg. Anregungen, Hilfestellungen und Erklärungen gibt es zuhauf im Internet.
Maschen sind das A und O beim Häkeln. Dabei wird zwischen drei Grundmaschen unterschieden: Luftmasche (das Grundgerüst beinah jeder Arbeit), feste Masche und Stäbchen. Die können schließlich zu unzähligen Mustern kombiniert werden.