Essen. Die Dokumentarfilm-Autorin Christine Repond fährt in ihrer ersten Kino-Spielfilmarbeit schwere Geschütze auf, scheitert aber an der Vertiefung.
Meredith und André sind ein Ehepaar in besten Jahren, gut situiert, sorgenfrei, die Kinder aus dem Haus und der Sex macht auch noch Spaß. Doch die Diagnose einer ärztlichen Routineuntersuchung wirft Merediths Leben aus der Bahn – sie ist HIV-positiv. Nach Tagen der Scham und des Bemühens darum, alles wie normal weitergehen zu lassen, setzen Zweifel ein. Dann folgt die bittere Gewissheit, dass es nur André gewesen sein kann, der Meredith ansteckte.
Hunger-Bühler als Ehemann
Auf dem Papier ergibt sich aus dieser Konstellation die bedrängende Frage, wie man wohl selbst in dieser oder vergleichbarer Lage handeln würde. Die bislang eher auf dokumentarische Arbeiten abonnierte Schweizer Filmautorin Christine Repond fährt in ihrer ersten Spielfilmarbeit fürs Kino dramatische Geschütze auf, wie sie selbst bei einem Dramatiker wie Tennessee Williams oder in einem Film von Ingmar Bergman in derartiger Ballung nicht zu finden sind.
Wie sich schnell zeigt, ist Repond der analytischen Vertiefung sowie der zufriedenstellenden Auflösung nicht gewachsen. Zu sehr verliert sich ihre Inszenierung immer wieder in dokumentarisch anmutenden Beobachtungen, die von Barbara Auer in der Hauptrolle und Robert Hunger-Bühler als Ehemann und heimlicher Bordellgänger bis an den Rand des physisch Zumutbaren ausgestaltet werden. Vor allem Auer durchläuft eine faszinierende Metamorphose hinab in den Verfall und zurück zu Selbstvertrauen durch die Kraft des Verzeihens. Ein Happyend aber mochte die Filmemacherin ebenso wenig zulassen wie den konsequenten Bruch des Eheverhältnisses. Man sieht zwar in allerlei Kammern der Hölle, muss sich aber einen Reim darauf schon selber machen.