Düsseldorf. Bei einer neuen Konzertreihe in Düsseldorf stehen ausschließlich Künstlerinnen auf der Bühne. Warum es das braucht, erzählen zwei Beteiligte.

Kaleo Sansaa eröffnet am 20. Februar als erster musikalischer Act eine neue Konzertreihe in Düsseldorf: „fem_pop“. Das Besondere daran: Auf der Bühne werden ausschließlich Frauen stehen, vor allem aus NRW. Warum? „Wir wollen, dass Frauen und bisher marginalisierte Personen 2019 sichtbar sind“, sagt Anna Liza Arp, eine der Organisatorinnen. Die 25-Jährige spielt damit auf die großen Rockfestivals an, von denen eines besonders in Kritik geraten war: Als das niedersächsische Hurricane-Festival im November die ersten Künstler für die Saison 2019 bekanntgab, stand keine einzige weibliche Musikerin auf dem Programm.

„Es gibt immer noch sehr große blinde Flecken“, sagt Arp. „Gerade in Führungsetagen im Musikbusiness sind Frauen kaum präsent. Nur 7,5 Prozent sitzen auf entscheidenden Positionen.“ Auf der Bühne selbst nähmen sie dann häufig die Rollen von Sängerinnen, Background-Stimmen oder Tänzerinnen ein. Auch die Kölner Musikerin Kaleo Sansaa hat das beobachtet: „Es gibt diese festgeschriebenen Rollen: Frauen sollen singen, nett sein, gut aussehen. Für Männer ist es viel üblicher, die entscheidenden Rollen hinter den Kulissen einzunehmen.“

Wenn die Musikerin Kaleo Sansaa erzählt, dass sie ihre Songs selber produziert, ist sie oft mit Erstaunen konfrontiert.
Wenn die Musikerin Kaleo Sansaa erzählt, dass sie ihre Songs selber produziert, ist sie oft mit Erstaunen konfrontiert. © Kaleo Sansaa

Wenn Kaleo Sansaa nach einem Konzert die Bühne verlässt, wird sie oft gefragt: „Wer macht eigentlich deine Beats?“ Dass die 26-jährige die Rhythmen und Sounds ihrer Songs selbst produziert, darauf sind die wenigsten gefasst. „Manchmal frage ich mich dann, ob sie einem talentiert ausschauenden, jungen Mann die gleiche Frage stellen würden“, sagt sie.

Männer seien in der Musikindustrie diejenigen, die Musik produzieren, die eigene Labels besitzen, die Talente sichten und sich gegenseitig unterstützen. Sie seien letztendlich auch diejenigen, die die Musik kuratieren und empfehlen, etwa als eine Art musikalische „Türsteher“ bei Radiosendern oder als Booker für Festivals.

Jungen Frauen fehle es an Unterstützern und an Vorbildern. „Viele von denen, die jetzt auf der Bühne stehen, dachten vorher nie im Leben daran, dass sie das mal machen können“, erzählt Arp. Bei Kaleo Sansaa war es ähnlich. In Sambia geboren und in Duisburg aufgewachsen, hat sie schließlich vor gut zwei Jahren in Köln ihre musikalische Heimat gefunden, ihre „Community“. Recht spät dafür, dass sie bereits singt, seit sie neun und ihre eigenen Songs schreibt seit sie 12 Jahre alt ist. „Ich hab in Köln das Gefühl, dass es eine neue Bewegung gibt“, sagt sie. „Viele weibliche independent artists nehmen die Fäden jetzt selbst in die Hand. Das ist total ermutigend.“

In NRW gebe es zwar noch viel zu tun, aber langsam bildeten sich Netzwerke, wie in den USA und Großbritannien. „Ich find’s superwichtig, eigene Plattformen zu schaffen, auf denen Frauen sich selbst definieren können und zwar ohne Druck.“ Sie habe sonst oft das Gefühl, sich noch stärker beweisen, sich gegenüber männlichen Kollegen behaupten zu müssen. „Bei Formaten wie dem fem_pop ist es viel entspannter: Ich steh einfach auf der Bühne und bin ich.“

>>>> Das „fem_pop“ im Düsseldorfer zakk

Am 20. Februar eröffnet Kaleo Sansaa die Konzertreihe fem_pop im Kulturzentrum zakk, Fichtenstraße 40, in Düsseldorf. Begleitet wird sie von der Band Sanescere. Einlass ist um 19 Uhr, los geht’s um 20 Uhr. Die Tickets kosten 8 Euro.

Der Turnus der Reihe ist monatlich. Als nächstes werden Taz Chernill und The Bottomline am 14. März spielen. Mehr Infos unter: www.facebook.com/fempopkonzerte

Im Publikum sind ausdrücklich alle Geschlechter erwünscht. Langfristig sollen auch internationale Acts auftreten.