Castrop-Rauxel. . Jetzt hat auch „Der Tatortreiniger“ den Sprung auf die Bühne geschafft – am Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel.

Von 2011 bis 2018 begeisterte die NDR-Comedyserie „Der Tatortreiniger“ Zuschauer wie Kritiker gleichermaßen. Die von Ingrid Lausund alias Mizzi Meyer verfassten Geschichten mit Bjarne Mädel als Heiko „Schotti“ Schotte, der die Zeugnisse einer Gewalttat beseitigt und dabei mit Betroffenen und Nachbarn ins Gespräch kommt, wurden mit Preisen überhäuft. Weil im Ringen um Publikum und Auslastung Erfolg durchaus planbar ist, registriert man seit geraumer Zeit an den NRW-Bühnen einen Trend zur Bearbeitung populärer Bücher, Film- oder Fernsehstoffe. Ob das tatsächlich, wie oft beklagt, auch einem Mangel an junger, attraktiver „reiner“ Theaterliteratur geschuldet ist, sei dahingestellt – das Westfälische Landestheater jedenfalls hat, ohne den klassischen Kanon gänzlich zu vernachlässigen, Adaptionen zum erfolgreichen Geschäftsmodell erhoben.

Inszenierung von Ralf Ebeling

Für seine spritzige, nie ins Seichte abgleitende Inszenierung hat Intendant Ralf Ebeling drei Folgen ausgewählt, und bei der Umsetzung hilft ihm entscheidend sein überragender Hauptdarsteller. Schon nach wenigen Minuten hat der Zuschauer das TV-Vorbild Bjarne Mädel verdrängt, dann stapft Guido Thurk für die folgenden zwei Stunden als einzig wahrer „Schotti“ in die absurdesten Situationen. Ebeling wahrt den Kammerspiel-Charakter der Vorlage, passt nur den lakonisch-leisen Ton vorsichtig an die Erfordernisse eines Theaterraumes an.

Aus Tatorten werden Begegnungsstätten

Der blutige Anlass tritt dabei zurück, aus den Tatorten werden Begegnungsstätten, Orte eines nicht geplanten und nicht zu steuernden Gedankenaustausches. Mit einer hochschwangeren Hanseatin (Franziska Ferrari), die neben dem Verbrechensschauplatz lebt, diskutiert er Pro und Contra der Namenswahl für den Ungeborenen („Özgür“); in „Sind Sie sicher?“ bringen ihn die Manipulationskünste eines selbstherrlichen Unternehmensberaters (Mario Thomanek) aus der Fassung. Und da ist die betuchte Witwe Hellenkamp (wunderbar „etepetete“: Vesna Buljevic), in deren Villa ein ertappter Einbrecher auf der Flucht tödlich verunglückt sein soll („Nicht über mein Sofa“). Bis sich herausstellt, dass die zutiefst entrüstete alte Dame dem Täter mit einem Golfschläger den Garaus gemacht hat, weil dieser mit Straßenschuhen über ihr historisches Möbel getapst war. Kann ein angebotener Maserati Schottes Gewissen beruhigen?

Der lang anhaltende Schlussapplaus wuchs jedes Mal noch an, wenn Thurk sich zeigte.

Termine in der Region

Termine in der Region: Heute im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen; 25.2. Realschule Dorsten; 26.2. Hilpert-Theater Lünen; 15.3. Theater Marl; 17.3. Kurhaus Hamm; 23.3. WLT Castrop-Rauxel. Karten und Infos: www.westfaelisches-landestheater.de.