Bochum. . Die Sanierung und Modernisierung im Bochumer Bergbau-Museum ist noch nicht abgeschlossen. Aber man kann schon den Steinkohlenbergbau erlaufen

Jetzt ist es doch noch mal ein bisschen später geworden: Eigentlich sollten die Besucher schon in diesem Januar die beiden neu gestalteten Rundgänge im meistbesuchten Museum des Ruhrgebiets besichtigen können – nun ist es mit der Wiedereröffnung am Freitag doch Februar geworden.

Eine Pumpe, dutzendfach gespiegelt, symbolisiert die Ewigkeitslasten. Am Fuß wird angezeigt, wie viele Kubikmeter gefördert werden.
Eine Pumpe, dutzendfach gespiegelt, symbolisiert die Ewigkeitslasten. Am Fuß wird angezeigt, wie viele Kubikmeter gefördert werden. © Ingo Otto

Überhaupt scheint bei dem ehrgeizige 50-Millionen-Euro-Projekt, mit dem das Bochumer Bergbau-Museum seit Anfang 2016 auf den Stand der Jetztzeit gebracht werden sollte, so mancher Brocken im Weg gelegen zu haben. Eigentlich sollte das Museum wie bei einer Staffelübergabe bereits einen Monat vor der Schließung der letzten Ruhrgebietszeche fertig umgebaut sein und Ende November 2018 eröffnet werden. Doch da war das halbe Museum noch eine Baustelle, und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen ließen nur einen Eröffnungs-Rundgang für Honoratioren, Offizielle und ausgewählte Pressevertreter zu.

Es wurde rabiat aussortiert – über die Hälfte

Und bis zur Eröffnung des noch im Umbau befindlichen Südflügels wird es wohl „bis zum Sommer dieses Jahres“ dauern, wie es Museumsdirektor Stefan Brüggerhoff bewusst schwammig ausdrückt; dann sollen auch die Rundgänge zu den Themen „Georessourcen“ (Rohstoffe) und „Kohle in der Kunst“ fertig sein; ebenso ein neues Museumscafé. Bis dahin aber dürfen Schulklassen nur dienstags und donnerstags, alle anderen Besucher nur samstags und sonntags zum Rundgang 1 (Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus) oder Rundgang 2 (Geschichte des Bergbaus überhaupt) aufbrechen.

Allerdings wird man sich, je nach Interesse, ohnehin eine bis zwei Stunden Zeit für jeden dieser Rundgänge nehmen müssen. Dabei haben die Museumsleute rabiat aussortiert. Bis zum Umbau war das 1930 gegründete Museum (das zunächst den Berglehrlingen vor Augen führen sollte, wie ihre künftige Arbeit aussehen sollte) „mehr ein dreidimensionales Lehrbuch“, sagt Museumsleiter Brüggerhoff: „Es war eher eine Sammlung als eine Ausstellung“.

Der Kanarienvogelkäfig und die Bergbausiedlungen

Nur rund ein Drittel der alten Ausstellungsstücke kehrte ins ausgeräumte Museum zurück, darunter der Maschinenpark mit dem imposanten Walzenschrämlader. Sein noch größerer Bruder „SL750“, der auf der letzten Revierzeche Prosper Haniel fürs Museum geborgen wurde, wird wohl eher draußen aufgestellt werden müssen. Man könnte ihn wohl nicht einmal per Spezialkran durchs Dach ins Museum hieven wie den Zwei-Kubikmeter-Kohlebrocken aus der Bottroper Zeche, der die Besucher am Eingang empfängt.

Das Aussortieren ist den Ausstellungsstücken noch besser bekommen als das Entstauben: Es reicht ja tatsächlich ein einzelner rostiger Kanarienvogelkäfig, um zu zeigen, wie sich die Kumpel bis ins 20. Jahrhundert hinein vor explosivem Grubengas zu schützen versuchten – und wie primitiv die Abbaubedingungen bis heute in manchen Teilen der Welt sind, in denen billige „Blutkohle“ abgebaut wird. Und doch finden sich manchmal noch Doppelungen wie gleich zwei Plakate mit Arbeitsordnungen vom Ende des 19. Jahrhunderts.

„Kinderspur“ in Kniehöhe der Eltern

Immerhin sind es nun vom Kohleboom der Nachkriegszeit über den Kampf gegen Stilllegungen ab Ende der 50er-Jahre bis zur Schicht im Schacht 2018 nur noch ein paar Schritte. Es geht um Arbeitsalltag und Lebenswirklichkeit der Bergleute genau wie um die politischen Folgen des Kohlebooms oder Arbeitskämpfe; unangenehme Kapitel wie Bergsenkungen werden manchmal etwas kurz abgehandelt. Aber der Überblick über den Kohlenkolonie-Bau vom Fachwerkskotten des 18. Jahrhunderts zu den repräsentativen Beamtenhäusern von 1920 und den schmucklosen Ledigenheimen von 1950 im Modelleiseenbahnformat öffnet noch einmal die Augen. Und die alten Guckkästen mit Stereotypie-3D-Bildern von unter Tage oder aus der Waschkaue gibt es auch immer noch, aber sie leuchten klarer und heller als je zuvor.

Öffnungszeiten und Eintritt

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Am Bergbaumuseum 28. www.bergbaumuseum.de

Die neuen Rundgänge sind erstmals vom 1. bis zum 3. Februar zu folgenden Zeiten geöffnet: Fr 8.30-17 Uhr, Sa/So. 10-17 Uhr. Ab Samstag, 9. Februar, jeweils Sa und So sowie an Feiertagen von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Führungen: Rundgang 1 Sa/So 13.45 Uhr und 15 Uhr; Rundgang 2 Sa/So 11:45 Uhr und 13.15 Uhr. Dauer ca. 1 Stunde, Preis: 3 Euro plus Eintritt.

Der Eintritt beträgt für Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2 Euro. Familienkarte: 11,50 Euro.

Damit auch die Knirpse etwas von der Kohle mitbekommen, gibt es im Museum eine „Kinderspur“ in Kniehöhe der Eltern. Überhaupt laden allerlei Schubladen, Videomonitore auf Loren und ein anschauliches Gestellförderschacht-Modell, das auf Knopfdruck in Aktion tritt, dazu ein, die Spur für den Schnelldurchlauf zu verlassen. Man kann sich auch eingehender schlau machen über Uropa Anton seine Arbeit. Seine Enkel jedenfalls setzen voll und ganz auf Industriekulturtourismus, und so gibt es jetzt alle Informationen zu den Ausstellungsstücken durchgehend zweisprachig, auch auf Englisch.

Besucherbuch von Prosper samt Füllfederhalter

Was noch fehlt, ist das Besucherbuch vom 21. Dezember 2018, dem letzten, gefühlsträchtigen Tag auf Prosper Haniel – das muss, samt Füllfederhalter, noch haltbar gemacht werden für die Vitrine. Damit nicht in zehn Jahren schon wieder restauriert werden muss im Bochumer Bergbaumuseum.