Essen. . Vielleicht seine letzte Rolle, auf jeden Fall ein Geschenk an das Kino: Clint Eastwood spielt im Film „The Mule“ einen betagten Drogenkurier.
Zehn Jahre ist es her, dass der damals 78-jährige Clint Eastwood versichert hatte, von nun an nicht mehr als Schauspieler vor die Kamera zu treten. Er hatte damals gerade den viel gepriesenen „Gran Torino“ abgedreht und darin einen verwitweten alten Menschenfeind verkörpert, der am Ende zu einem Racheengel heranwächst. Jetzt hat er sein Versprechen gebrochen, hat sich bei „The Mule“ mit 88 Jahren noch einmal zum Star seines eigenen Films gemacht. Vielleicht war es das Drehbuch von „Gran Torino“-Autor Nick Schenk, das ihn überzeugt hat, vielleicht aber auch der Reiz, einen authentischen 90-Jährigen zu spielen, der auf seine alten Tage dem Leben noch einiges abgerungen hat.
Eastwood noch einmal auf der Leinwand zu sehen, das ist wie ein Geschenk an das Kino. Noch einmal erlebt man seinen langsamen, schlaksigen Gang, noch einmal trifft man auf den großen Individualisten der Leinwand mit seiner verkniffenen Wortkargheit. Hier ist er Earl Stone, einst ein erfolgreicher Blumenzüchter, der keine Messen in den Staaten ausgelassen hat. Jetzt aber ist seine Lilienfarm bankrott, er selbst steht vor dem Ruin. Die Familie will ihn nicht mehr, weil er sich nie wirklich um Frau und Kinder gekümmert hat. Doch da ist dieses verlockende Angebot, einfach ein Paket quer durch Illinois zu transportieren, um dafür 1000 Dollar zu kassieren. Dass seine Auftraggeber Mitglieder des mexikanischen Drogenkartells sind, das stört den Greis überhaupt nicht. Schließlich sind es sein Alter und die harmlose Erscheinung, die ihm Geld bringen werden.
Songs von Frank Sinatra und Dean Martin
Wenn „Gran Torino“ ein Auto zum Anschauen war, dann sind es hier die immer teurer werdenden Wagen, mit denen er die Staaten durchstreift, im Kofferraum immer größere Mengen Kokain, auf den Lippen Songs von Frank Sinatra und Dean Martin. Bald schon sind die Transporte derart umfangreich, dass Earl Aufpasser mitgegeben werden, die auch für das Einhalten der Termine sorgen sollen.
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Eastwood formt aus dieser wahren Geschichte eine hermetisch abgeriegelte Welt, in der höchstens noch Platz ist für erfolglose Drogenfahnder wie Colin Bates (Bradley Cooper). Nie jedoch sieht man hier die Opfer, die Süchtigen. Selbst die Drogen bekommt man kaum zu Gesicht, höchsten mal für Bruchteile von Sekunden beim Ausladen. Mag sein, dass dieses konsequente Wegsehen auch einfach nur als Schutzfunktion fungiert, um das schmutzige Tun zu kaschieren.
Zweimal flotte Dreier, aber er steht zu seiner Frau
In seinem vielleicht letzten Film will Eastwood auch noch einmal die Puppen tanzen lassen. Zweimal lässt er seinen Earl deshalb flotte Dreier absolvieren mit jungen Damen, die seine Enkelinnen sein könnten. Aber er ist auch bereit, Buße zu tun für all das, was er seiner Familie angetan hat. Als seine Frau im Sterben liegt, ist er, ohne seine Auftraggeber zu informieren, bis zum Ende zur Stelle. Er weiß, dass dies sein Todesurteil sein könnte, doch das ist ihm in diesem Moment egal. Er will einfach nur Abbitte leisten. Was auch zeigt, dass selbst ein Clint Eastwood im hohen Alter neue Prioritäten setzt.