Essen. . Die neue Bücher-Saison bietet Neues von Elena Ferrante und Bret Easton Ellis, von Sibylle Berg und Frank Goosen – und das Debüt von Axel Milberg.

Die Frühjahrssaison beginnt in der Bücherwelt bereits ab Februar: Noch vor den Schokoladenhasen steht die frische Lese-Ware im Regal. Wir geben Tipps für jeden Geschmack.

Internationale Größen

„Frau im Dunkeln“ heißt der neueste Streich von Elena Ferrante (11.2.), der eigentlich ein alter ist und bereits 2007 erstmals auf Deutsch erschien – nun aber, im sanften Nachglühen des Ferrante-Fiebers, neu aufgelegt wird.

Paul ist neunzehn und liebt Susan, die 30 Jahre älter ist – von einer unkonventionellen Liebe und ihren Konsequenzen erzählt Julian Barnes in „Die einzige Geschichte“ (14.2.). Einmal mehr unkonventionell ist auch der neue Roman des „Fräulein Smilla“-Erfinders Peter Høeg: „Durch deine Augen“ (18.2.) wartet unter anderem mit einer Psychotherapeutin auf, die das Bewusstsein ihrer Patienten als Hologramm sichtbar machen kann. Das aber ist noch gar nichts angesichts dessen, was Ian McEwan auftischt: „Maschinen wie ich“ (22.5.) potenziert das Ménage-à-trois-Thema um die Tatsache, dass einer der Beteiligten Androide ist. Die Französin Leïla Slimani erhielt im vergangenen Jahr für ihr Debüt „Dann schlaf auch du“ Frankreichs bedeutendsten Literaturpreis. Im neuen Werk „All das zu verlieren“ (Mai) geht es einmal mehr um verborgene Sehnsüchte und bröckelnde Fassaden – man darf gespannt sein. Nicht zuletzt dürfen wir uns auf Neues von Bret Easton Ellis freuen, dessen Ruf als Skandalautor seit „American Psycho“ unverwüstlich ist. „Weiß“ (26.4.) allerdings ist ein autobiografischer, essayistischer Text und vor allem anderen eine Verteidigung der Kunstfreiheit.

Deutsche Gegenwart

Auch Ferdinand von Schirach begibt sich mit „Kaffee und Zigaretten“ (4.3.) aufs weite Feld der allgemeinen Weltbetrachtung unter besonderer Berücksichtigung des eigenen Lebens: „Sein persönlichstes Buch“, wirbt der Verlag.Wenn Saša Stanišić sich Gedanken über sich selbst macht, dann kündet sein Buch „Herkunft“ (18.3.) vor allem vom ersten Zufall jeder Biografie – nämlich „irgendwo geboren werden“, was in Stanišićs Fall in Bosnien passierte. Und Hans Magnus Enzensberger unterhält mit einer „Experten-Revue in 89 Nummern“ (13.5.), es geht um das, was den Menschen zum Herrscher der Welt macht: den „Dämon der Arbeitsteilung“.

„Kein Wunder“ heißt der neue Roman von Reviergröße Frank Goosen, einmal mehr darf man lesend in das vertraute Setting skurriler Typen gleiten. Von Autor Clemens Setz hingegen darf man gewöhnlich das Unerwartete erwarten, dies gilt auch für die Erzählungen im Band „Der Trost runder Dinge“ (6.2.). Ein feministisches Manifest in zehn Stimmen verspricht Feridun Zaimoglu mit „Die Geschichte der Frau“ (7.3.) – von Antigone bis zur Schriftstellerin Valerie Solanas. Die Österreicherin Doris Knecht ist eine Meisterin der beziehungsreichen Prosa, in „Weg“ (12.3.) fahren zwei, die sich kaum kennen, der gemeinsamen Tochter hinterher.

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Grime, das ist die größte musikalische Bewegung seit dem Punk – abgekürzt „GRM“: Sibylle Bergs gleichnamiger Roman (11.4.) denkt in eine Zukunft, in der Großbritannien zur Überwachungsdiktatur wird und vier Kinder auf Londoner Straßen die Freiheit suchen.

Neue Krimis

Es gibt sie noch, die verlässlichen Autoren. Im Mai erscheint Neues von Donna Leon („Ein Sohn ist uns gegeben“, 22.5.), im April tischt einmal mehr Martin Walker auf („Menu surprise“, 24.4.) – und Ingrid Noll findet einen „Goldschatz“ (27.2.). Gabriella Wollenhaupt macht Dortmund gewohnheitsgemäß so zum Tatort, dass sich kein Politiker beschweren muss – „Grappa und der Sonnenkönig“ heißt ihr literarischer Beitrag zur MeToo-Debatte.

Heinrich Steinfest kehrt zu seinem einarmigen Detektiv Cheng zurück – diesmal „Der schlaflose Cheng“ (1.3.). Friedrich Ani lässt gleich alle vier Ermittler los: „All die unbewohnten Zimmer“ (12.6.) dringt vor in den rechten Rand der Gesellschaft. Rechtsmediziner Michael Tsokos präsentiert mit „Abgeschlagen“ (22.2.) den Auftaktroman zu einer neuen True-Crime-Serie. Der Amerikaner Don Winslow beendet mit „Jahre des Jägers“ (27.2.) seine Trilogie über den mexikanisch-amerikanischen Drogenkrieg. Sein Landsmann Dennis Lehane setzt sein Ermittlerduo Kenzie & Gennaro diesmal auf religiöse Fanatiker an: „Alles, was heilig ist“ (27.2.).