Dortmund. Die besten Dirigenten leiten den sinfonischen Nachwuchs: Annika Franke (17) ist eine der Musikerinnen im Bundesjugendorchester. Ein Gespräch

Sie gehen noch zur Schule, zugleich arbeiten sie mit den besten Dirigenten der Welt: Musiker im Bundesjugendorchester (BJO) zu sein, da zieht man ein großes Los Richtung Klassik-Elite. Wie Annika Franke aus Dortmund. Obwohl sie noch für Klausuren büffelt, ist die 17-Jährige bereits Gaststudentin an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule. Nächsten Montag gastiert sie mit dem BJO in Essens Philharmonie. Lars von der Gönna sprach mit der Geigerin über Leistung, Stars am Dirigentenpult und den Rausch der Aufführung.

Wie kamen Sie zur Geige?

Ehrlich gesagt: durch Fernsehen (lacht). Ich war fünf Jahre alt und habe für mein Leben gern eine Kinderserie auf „Kika“ geschaut: „Little Amadeus“. Ich fand die Geige einfach so toll, dass ich die unbedingt spielen wollte.

Eine altersgerechte Reaktion, aber doch etwas naiv...

Klar, aber meine Eltern haben das organisiert: Es gab eine Geige und erste Stunden bei Lehrern. Ich bin da einfach reingerutscht. Es kamen bald erste Konzerte, professioneller Unterricht...

Dass es harte Arbeit bedeutet, verrät eine Kinderserie kaum...

Das ahnt man nicht, nein. Es war wirklich einfach so, dass ich gesagt habe: „Ich spiele jetzt Geige!“ Klar begreift man dann, dass es Einsatz bedeutet, Arbeit würde ich das nicht nennen, aber natürlich übt man viel. Bestimmte Dinge muss man auch in der Musik einfach durchziehen Aber es macht Spaß, auch heute noch, und ich würde eher sagen: Das ist es mir wert!
Es gibt ein Ergebnis, das super ist und an dem ich mich freuen kann.

Die Dortmunderin Annika Franke spielt Geige im Bundesjugendorchester - mit „extrem viel Spaß“

Ins BJO zu kommen, ist ein Ritterschlag. Wie führt eine junge Musikerin der Weg dorthin?

Ich habe beim Landesjugendorchester angefangen. Man empfiehlt sich über Siege bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“. Nach einem Sieg auf Bundesebene kam eine Einladung. Ich musste nicht lange überlegen: Es macht mir extrem viel Spaß im Orchester zu spielen. Es war klar, dass ich mitmachen wollte. Die Vorstellung mit ganz großen Dirigenten zu arbeiten und neue Erfahrungen zu sammeln, fand ich toll.

Da sitzen dann Menschen ab 14 und am Pult stehen Dirigenten, die sonst Elite-Orchester in Wien, London oder Berlin dirigieren. Wie sind diese Stars Ihnen gegenüber?

Sehr nah und nicht von oben herab. Simon Rattle zum Beispiel geht sehr humorvoll mit uns um. Und dieser Mann hat eine unfassbare Energie, die sich dann auch auf uns überträgt. Das Konzert mit ihm war unglaublich.

Aber um Sie ans Ziel zu bringen, wird auch er Klartext reden müssen, Spitzenleistung einfordern...

Sicher. Bei der Arbeit mit Simon Rattle ging es auch um Sinn und Bedeutung von Disziplin im Orchester. Aber solche Dinge kann er in einer extremen Lockerheit vermitteln. Er schafft es wirklich, dass man versteht. Und dann ist auch jeder bereit, alles zu geben.

Das Konzert in Essens Philharmonie am 7. Januar leitet Stardirigent Kirill Petrenko

Sie spielen dort mit Gleichaltrigen aus der ganzen Republik. Man kennt sich ja erst einmal nicht. Ist es eine Binse, dass Musik die gemeinsame Sprache ist?

Nein, ist es nicht. Eine Leidenschaft zu teilen: das spürt man einfach. Erst recht bei intensiven Proben, mehr noch bei Aufführungen, die uns ja in richtig berühmte Konzertsäle führen. Da spürt man echt dieses Wollen und wie sehr wir alle auf einer Wellenlänge sind.

Ein gutes Konzert fordert extreme Konzentration. Können Sie im Moment der Aufführung überhaupt das Glück empfinden, den Rausch?

Ich empfinde das auf jeden Fall und zwar schon beim Spielen und nicht erst im Schlussapplaus. Wenn man sich sehr konzentriert, vergisst man zugleich auch alles um sich herum – es ist dann allein Musik! Und das ist bei mir auch der Raum, dieses Glücksgefühl absolut zu empfinden.

Ist die Tournee, die diese Woche mit dem BJO startet, jetzt schon die Weiche für den Beruf?

Eine Option ist es auf jeden Fall. Orchesterspiel, Kammermusik und Solo machen mir riesig Spaß. Aber es gibt auch andere Welten, die mich interessieren: zum Beispiel ein Studium der Psychologie.

Machen Sie irgendwas, was auf den ersten Blick nicht zur Geige passt?

Ich tanz gern Hip-Hop mit Freunden, sehr gern sogar. Das ist jetzt keine hohe Musik, aber ein Sound, der zum Tanzen einfach toll ist. Auch Jazz mag ich, Swing auch. Aber Klassik ist bei mir die Nummer eins!

Gibt es ein Stück, das Sie unbedingt mal im Orchester spielen möchten?

Viele. Ich mag Tschaikowsky, Prokofjew, Ravel, Bartók... In Essen spielen wir mit Kirill Petrenko Strawinskys „Le Sacre Du Printemps“. Darauf freue ich mich riesig!

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VERLOSUNG

Für das Konzert des Bundesjugendorchesters am 7. Januar, 20h, in der Essener Philharmonie verlosen wir 3 x 2 Freikarten. Kirill Petrenko, neue Chef der Berliner Philharmoniker, dirigiert Werke von Bernstein und Strawinsky

Wer gewinnen will, wählt heute (2. Januar 2019) 01378/ 78 76 18 (0,50 € / Anruf aus dem dt. Festnetz, höherer Mobilfunktarif). Bitten nennen Sie deutlich Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.