Köln. . Miese Akustik, glückliches Publikum. Der richtige Star auf der Bühne kann eben manches wettmachen. Charlotte Gainsbourg in Köln etwa.

Reduzierter Elektro-Glamour umhüllt die dunkle Bühne im Gloria-Theater. Umrahmt von einer reinweißen Lichtchoreographie, bewabert von drama-kompatiblen Klängen, stimmt Charlotte Gainsbourg ihren zarten Gesang an. Die Chanteuse sitzt hinter dem Klavier und schmiegt sich an das Elektropop-Gewand der anderen Musiker. Ihre Stimme wird von der schwammigen Technik gefressen.

Leider. Dennoch verleiht Charlotte Gainsbourg dem ausverkauften Konzert eine intime Atmosphäre. In den vorderen Reihen wiegen sich Pärchen in Löffelchenstellung und verharren in dieser, auch wenn die Musik ins Düstere wechselt und nach einem SciFi-Thriller klingt. Das Publikum ist vom ersten Takt an begeistert. Das ist gut für Charlotte Gainsbourg, die stets unter Lampenfieber leidet. Den ganzen Abend goutierten die Gäste die klug inszenierte Choreographie des Auftritts. So endet die Show nach einer Stunde mit einem Instrumentalstück, welches an das Intro der Eröffnung anknüpft.

Auf ihrem Album „Rest“, erschienen Ende 2017, hat Gainsbourg selbst getextet. Das ist ein Novum für die 47-Jährige, die als Schauspielerin einen höheren Bekanntheitsgrad genießt denn als Musikerin. Außerdem liegt die Veröffentlichung des Vorgänger­albums „IRM“ knapp acht Jahre zurück. Zur Komponistenriege der aktuellen Platte zählen unter anderem Daft-Punk-Mitglied Guy-Manuel de Homem-Christo, Paul McCartney, Owen Pallett (Arcade Fire, Caribou, Franz Ferdinand) und der Neuseeländer Connan Mockasin, Produzent ist Sebastian. Die Zuhörenden spüren die so entstandene Authentizität ihrer Stücke, fühlen ihre sehr persönliche Note, wenn sie den Tod ihrer Schwester Kate Barry (die 2013 durch einen Sturz aus dem Fenster starb) in einen Songtext verarbeitet. „Les Oxalis“ beschreibt den Gang zum Friedhof. Dabei habe sie für ihre kleine Stimme bewusst Elektro als Kontrast gewählt, erklärte sie in einem Interview und fügte hinzu, dass der Song auch gut tanzbar sei.

Songs auf Deutsch und Französisch sang Charlotte Gainsbourg auf ihrem Konzert in Köln

In ihren Texten thematisiert sie ihre Kindheit und ihre Ängste, wie in ihrem Song „Les Crocodiles“. Gern wechselt Gainsbourg in einem Lied zwischen der englischen und französischen Sprache, wie in „Ring-a-Ring O’Roses“ und „Lying with You“. Doch das ist für die Zuhörenden kaum relevant. Die genießen den Kontrast zwischen ihrem Hauch von Stimme, den starken Beats und der sirrenden Electronic. Es ist wie eine Reise in die 90er-Jahre mit Stationen beim Funk und französischer Popmusik. Wie schön, bei einem ihrer seltenen Auftritte dabei gewesen zu sein.