Bochum. . In „Die Route des Raben“, dem neuen Buch des Bochumers Werner Streletz, trifft der Protagonist den verstorbenen Schriftsteller Edgar Allan Poe.

Edgar Allan Poe ist seit 169 Jahren tot. Der US-amerikanische Schriftsteller starb 1849 in Baltimore, Maryland. Und doch gibt es einen, der dem Autor von Schauer-Klassikern wie „Der Untergang des Hauses Usher“ wie selbstverständlich wiederbegegnet: Werner Streletz. In seinem neuen Buch „Die Spur des Raben“ begibt sich der Bochumer auf eine Spurensuche durch Zeit und Raum.

Diese Begegnung könnte ungewöhnlicher nicht sein: Der Protagonist lernt den berühmten Dichter auf dem Dachboden eines Hauses im Ruhrgebiet kennen. Dorthin verzieht er sich, nicht zuletzt aus einer gewissen Menschenscheu heraus. Auch der Dichter scheint engen Begegnungen mit seinen Mitmenschen eher abgeneigt zu sein.

Die wahren Abenteuer sind im Kopf

Die Unbehaustheit in der Welt, unter der Beide leiden, ist ein verbindendes Element der Story. Edgar Allan Poes Werk verbindet das Fantasievolle mit dem Unheimlichen, und so ist – wenn auch ohne vordergründigen Schockeffekt – auch Werner Streletz’ kompakte Erzählung angelegt. Die Wirklichkeit ist nicht, was sie scheint, und sie ist auch nicht die einzige Welt, in der wir leben könnten. Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und es ist spannend zu lesen, wie Streletz seine Annäherung an Poe mit großer Kenntnis von dessen Werk immer schärfer modelliert.

So verschieden sind sie gar nicht

Das Vorgehen erinnert an seine letzten beiden Arbeiten, in denen Streletz gedankliche Annäherungen an die Dichter Georg Trakl und Robert Desnos in Prosa goss.

Nun überblenden sich Zeiten der Romantik mit einer ungefähren Gegenwart. Dabei werden Wesenszüge und Lebenssichten von Edgar Allan Poe ebenso offenbar wie jene von Werner Streletz selbst.

So verschieden, wie es anfangs scheint, sind bei Beiden nämlich gar nicht.

„Die Route des Raben - Eine Begegnung mit Edgar Allen Poe“, erschienen im Projekt-Verlag, 87 Seiten, 15,80 Euro.